Der Berlin Marathon 2017 ist Geschichte. Wir haben ein eindrucksvolles und ereignisreiches Marathonwochenende erlebt von dem ich Dir gerne berichten möchte. Dabei soll dieser Blogpost kein reiner Racebericht sein. Vielmehr erzähle ich von unseren Begegnungen und Erlebnissen rund um den Berlin Marathon. Denn davon hatten wir eine Menge. So ein sportliches Großevent bringt den Vorteil mit sich, dass viele Bekannte aus der Läuferwelt sich in der Stadt tummeln und man somit die Möglichkeit hat, viele tolle Menschen zu treffen. Außerdem versprach das Berlin Marathon-Wochenende ein spannendes Rahmenprogramm. So muss man sagen, dass der Marathon nur ein Teil eines fantastischen Wochendendes war, an dem wir ganz viel Inspiration getankt haben.

In 2017 laufen wir nicht beim Berlin Marathon – dachten wir!

Eigentlich wollten wir in diesem Jahr nicht beim Berlin Marathon mitlaufen. So viele andere lange Läufe hatte ich bereits absolviert und mit dem New York Marathon stand außerdem noch ein absolutes Highlight sechs Wochen nach dem Berlin Marathon auf dem Plan. Doch wie so häufig kam es anders, als gedacht. Die Anfrage, ob wir nicht als Pacerteam beim Berlin Marathon starten wollten, traf uns überspitzt gesagt ins Herz. Viele Läufer*innen aus unserer Community der adidas Runners brachten uns großes Vertrauen zu und ermutigten uns, doch bitte als Pacerteam beim Berlin Marathon an den Start zu gehen. Da war er nun, der Gewissenskonflikt. Nicht geplant, auch nicht besonders passend in Bezug auf unseren Trainingszyklus. Aber rein menschlich war die Entscheidung bereits gefallen. Wenn wir denn ausgewählt würden, wollten wir unserer Laufcommunity etwas zurückgeben. Für all die tollen Momente, die wir durch unsere Community bereits erfahren durften. Und ehe wir uns versahen, waren wir Pacer für die Zielzeit 4:30 Stunden.

Ein fantastisches Marathon-Wochenende – Treffen mit dem Club 261 Fearless & Kathrine Switzer

Bevor ich von unserem Lauf berichte, muss ich noch einiges rund um das Berlin Marathon-Wochenende loswerden. Denn nicht nur der Marathon, sondern auch viele Begegnungen im Rahmen des Marathon-Wochenendes haben uns unglaublich viel Freude und Inspiration bereitet. Am Donnerstag Abend startete der Kickoff für vier aufregende Marathon-Tage mit dem Talk von Kathrine Switzer im Adidas Running Store. Für alle die es nicht wissen, Kathrine ist die erste Frau, die offiziell einen Marathon gefinisht hat (1967 in Boston). Das war zu einer Zeit, als es Frauen noch nicht erlaubt war, an einem Marathon teilzunehmen. Durch die Anmeldung mit ihren Initialen schaffte es Kathrine jedoch unbemerkt ins offizielle Starterfeld. Mittlerweile ist Kathrine eine laufende Legende und DIE Pionierin der Frauen-Laufbewegung. Unglaublich, wie viel Power diese Frau auch noch heute, im Alter von 70 Jahren, ausstrahlt. Ein absolutes Vorbild und eine wahnsinnig inspirierende Persönlichkeit!

Nach dem offiziellen Teil verbrachte ich noch einen wunderbaren Abend mit den Mädels des Club 261 in einer gemütlichen Kneipe um die Ecke. Der Club 261 ist der deutschsprachige Verein der internationalen Community 261 Fearless, deren Schirmherrin Kathrine Switzer ist. 261 Fearless ermutigt Frauen dazu, in der Community zu laufen und gemeinsam den Laufsport zu nutzen, um sich selbst etwas Gutes zu tun, vom stressigen Alltag abzuschalten und einfach nur in der Gruppe Spaß am gemeinsamen Sport zu haben. Eine tolle Initiative, der auch ich beitreten und die ich unterstützen werde (demnächst gibt es mehr Infos von mir dazu hier im Blog). Ich freue mich auf jeden Fall riesig darauf!

Am Samstag Morgen durften wir dann erneut bei einem Event mit Kathrine Switzer dabei sein. Gemeinsam mit den drei Mädels Carys, Pia und Claudia aus dem Who Said Girls Can’t Race Programm der adidas Runners und der durch ihren Instagram-Account und ihr Buch Shut up and run bekannten amerikanischen Ultraläuferin Robin Arzón berichtete Kathrine über ihr Leben als Frau und Läuferin. Alle fünf Frauen hatten eine tolle Lebensgeschichte zu erzählen und ihr Weg hin zur Marathonläuferin ist ein spannender und faszinierender Weg. Für mich ist das Auftreten starker Frauen im Laufsport sehr wichtig. In Deutschland haben wir leider noch lange nicht Gleichberechtigung von Frauen im Ausdauersport erreicht. Die Zahlen sprechen für sich: Beim diesjährigen Berlin Marathon finishten 28.094 Männer und 11.042 Frauen. Das ergibt einen Prozentsatz von 72% Männern und 28% Frauen. Also nur etwas mehr als ein Viertel der Berlin Marathon Finisher waren Frauen. Was sind die Gründe hierfür? Auch mit diesem Thema werde ich mich demnächst intensiv hier im Blog auseinandersetzen.

Im Rahmen des Pressegesprächs der fünf außergewöhnlichen Sportlerinnen trafen wir auch einige Blogggerkolleg(en)*innen. Hier sind Isa von Run Munich Run, Malin vom runningmomsblog und Flo von Boost The Mietz zu nennen. Während wir Malin und Flo regelmäßig bei unseren gemeinsamen Läufen der adidas Runners Berlin sehen, sind die Treffen mit Isa meist auf gemeinsame Wettkämpfe im Rahmen unserer Community beschränkt. War auf jeden Fall schön, mit Euch gemeinsam dem Pressegespräch der starken Frauen beizuwohnen und sich gegenseitig auszutauschen!

Am Samstag Nachmittag saßen Carsten und ich dann erneut in gemütlicher Runde mit den Mädels des Club 261 sowie einigen internationalen Läuferinnen von 261 Fearless bei einem alkoholfreien Bier im BRLO zusammen. Auch hier lernten wir wieder tolle und beeindruckende Läufer*innen kennen. Danke an Edith und Miele, dass wir dabei sein durften! Ach ja, das BRLO hatte übrigens auch eine Überraschung parat: Alle Marathonläufer*innen erhielten ein kostenloses, alkoholfreies Bier. Tolle Aktion!

Der Marathon vor dem Marathon – 4 Stunden Marathonmesse mit vielen tollen Gesprächen

Unser Messebesuch am Freitag hat unfassbare 4 Stunden gedauert! Das lag daran, dass wir von einer bekannten Person in die nächste gelaufen sind. Aber die 4 Stunden haben uns überhaupt nicht gestresst, denn es hat einfach nur Spaß gemacht, nette, gleichgesinnte Menschen zu treffen und mit ihnen zu plaudern. Sehr gefreut haben wir uns, Lotta und Schorsch von Tri It Fit endlich mal persönlich kennenzulernen. Auf diesem Weg auch nochmal unseren Glückwunsch zu Deinem ersten Marathon, lieber Schorsch!

Die Marathonmesse war für mich persönlich eine Enttäuschung. Hatte ich mir doch erhofft neue Laufschuhe zu finden, so musste ich feststellen, dass die Schuhauswahl doch eher mäßig war. Nur adidas, Asics und Hoka hatten größere Verkaufsstände mit aktuellen Laufschuhen. Leider alles Marken, die für meine Füße ungünstige Modelle herstellen. Alle anderen Anbieter boten wenig Auswahl bzw. wurden teilweise wirklich uralte Modelle verkauft. Das war nicht nur schade, sondern teilweise schon ziemlich frech, wenn man bedenkt, was hier für Preise für alte Modelle, die zum Teil längst nicht mehr hergestellt werden, verlangt wurden. So wurde zumindest unser Geldbeutel geschont.

Raceday – adidas Runners Racebase & Racebericht

Gemeinsam mit unserem Schlafgast Florian machten wir uns bereits um 7 Uhr auf den Weg zur Racebase – dem Haus der Kulturen der Welt. Wie bereits im vergangenen Jahr haben die adidas Runners diese Location für den Marathontag gemietet und uns Läufer(n)*innen der Community damit einen Wahnsinns-Rahmen für den Marathon geboten. Wir können uns hierfür nicht genug bedanken – es war wieder eine fantastische Party!

Obwohl wir recht früh in der Racebase eintrafen, herrschte dort bereits reges Treiben. Viele nervöse Läufer*innen, die auf- und abtigerten. Dennoch war die Energie und Vorfreude der Community wieder deutlich zu spüren. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto wurden die Pacer und damit auch wir vorgestellt und es wurde für jeden der Pacer mächtig applaudiert. Das war schon ein besonderes Gänsehautgefühl. Danke an jeden einzelnen von Euch für Euer Vertrauen! Die Zeit bis zum Start verging dann doch wie im Flug. Gemeinsam mit ca. 15 Leuten, die sich unserer Pacegruppe anschlossen, machten wir uns auf den Weg in den Startblock H. Zum ersten Mal sollten wir somit aus dem letzten Startblock beim Berlin Marathon starten. Wie auch in den anderen Startblöcken herrschte reges Treiben und insbesondere auf den ersten 7-8 Kilometern mussten wir uns doch durch einige Langsamläufer*innen hindurchschlengeln. Das ist natürlich nicht optimal, wenn man in der Gruppe läuft, aber bei einem Großevent wie dem Berlin Marathon wahrscheinlich auch unmöglich zu umgehen. So waren die ersten Kilometer davon geprägt, dass Carsten und ich versuchten, das richtige Tempo anzuschlagen und gleichzeitig unsere Gruppe durch das Überholen der Langsamläufer*innen nicht zu sprengen. Ich denke das hat ganz gut geklappt, wir beide hatten immer wieder ein besonders Auge darauf, dass auch alle bei den Überholvorgängen mit an Bord sind.

Nachdem wir die ersten 10 Kilometer absolviert hatten, wurde es entspannter auf der Strecke und wir konnten uns mehr und mehr auf ein bisschen Small Talk mit unseren Mitläufer(n)*innen konzentrieren. Der Regen, der uns noch zu Beginn die Laune verderben wollte, hatte mittlerweile auch aufgehört und so genossen wir einfach die besondere Atmosphäre. Trotz des schlechten Wetters waren doch wieder unzählige Zuschauer*innen an der Strecke. So verging die Zeit bis zur Halbmarathonmarke sehr schnell. Der Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir sehr gut in der Zeit lagen. Wir hatten uns bereits ein kleines Polster für eine sub 4:30 Stunden Zeit erlaufen. Jetzt hieß es ruhig bleiben und das Tempo gerade im mittleren Abschnitt des Marathons ein wenig zu drosseln. Doch die Gruppe ließ sich sehr von der positiven Stimmung und Atmosphäre leiten und einige unserer Gruppe liefen immer wieder ein paar Schritte vor uns und zogen die Gruppe so unfreiwillig. Wir wollten nicht zu schnell laufen, aber auch nicht die doch sehr harmonische Gruppe auseinandersprengen und so versuchten wir die „Vorläufer“ ein wenig bremsen.

Bei Kilometer 24 wartete wie jedes Jahr der legendäre Party-Balkon auf uns. Immer wieder einfach nur geil, was diese Familie da zum Berlin Marathon auf die Beine stellt! Wir waren immer noch entspannt unterwegs. Die ungeduldigen Vorläufer unserer Gruppe ließen wir jetzt doch ziehen, denn wir waren einfach zu schnell unterwegs. Wir erwarteten, dass wir sie später wieder einsammeln würden, denn die Jungs ließen sich einfach zu sehr treiben, statt diszipliniert nicht zu viel Gas zu geben. So war es dann auch. Bis Kilometer 31 lief ich völlig entspannt. Von Kilometer 31-33 durchlief ich ein kleines Tief, was aber nicht der Rede wert war. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, dass auf den langen Distanzen Ups & Downs dazugehören. Außerdem war die Vorfreude auf Kilometer 37, der Cheerzone unserer Community, riesengroß. Kurz vorher musste Carsten dann austreten. Kein besonders guter Zeitpunkt, denn das bedeutete für ihn natürlich auch, dass er wieder auf uns auflaufen musste. Es war aber auch kein großes Problem, denn unsere Gruppe war mittlerweile nicht mehr groß, einige hatten sich nach vorne verabschiedet, andere hatten es etwas gemütlicher angehen lassen. Und mir ging es großartig. Es bestand keine Gefahr, dass ich noch in irgendeiner Weise einbrechen würde. Es war klar, dass ich die Gruppe sicher ins Ziel bringen würde.

Und dann war sie auch schon da: Die adidas Runners Cheerzone. Wir lassen hier einfach mal Bilder sprechen.

Bei Kilometer 38 lief Carsten wieder auf uns auf. Das hatte ihm jedoch sichtlich Kraft gekostet. Er muss Kilometer 36 und 37 sehr schnell gelaufen sein, denn seine Toilettenpause war nicht gerade kurz ausgefallen. Es reichten unsere Blicke aus, dass ich Carsten zu verstehen gab, dass er sich keine Gedanken machen muss, denn ich würde die Gruppe sicher ins Ziel bringen. So nahm Carsten dann Tempo raus und gönnte sich eine Gehpause. Der Akku war durch das Heranlaufen leer. Bei Kilometer 39 warteten dann Corinna, Maty, Kersten und Ulf mit ihrem Superpower-Plakat. Ich habe mich riesig gefreut, dass Ihr da wart, auch wenn ich aufgrund meines Pacerjobs nicht für ein Schwätzchen mit Euch anhalten konnte. Auch die letzten Kilometer vergingen wie im Flug und ich genoss einfach nur die tolle Stimmung und die Vorfreude auf die lange Zielgerade. In 4:27:40 Stunden überquerte ich Hand in Hand mit Petra und Jacqueline die Ziellinie.

Danach ließen wir den Marathon noch gemütlich in der Racebase ausklingen. Die gemeinsame Freude über den absolvierten Marathon war allgegenwärtig. Viele Gespräche, Umarmungen und gemeinsame Fotos später verabschiedeten wir uns.

Es war ein wunderbares Wochenende für uns, auf das wir gerne zurückblicken. Der Pacerjob hat uns Spaß gemacht und wir haben durchweg positives Feedback von unseren Mitläufer(n)*innen erhalten. Wie ist es Dir beim Berlin Marathon ergangen? Hast Du den Lauf genauso genießen können wie wir?

Wir schauen jetzt nach vorne. Nur noch fünf Wochen bis wir uns auf die Reise zum New York Marathon machen. Die Vorfreude ist riesig!

1 Kommentar
  1. Patrick sagte:

    Sehr toll, da habt ihr einen tollen Job gemacht :-)
    Im nächsten Jahr bin ich dann ohne den TAR auch wieder am Start. Durch meinen Verzicht in diesem Jahr, habe ich bereits einen Startplatz sicher und muss in keine Verlosung mehr. Würde mich freuen, wenn wir uns (spätestens) dann mal wieder sehen.

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