Check-In – Profisportler*in müsste man in Pandemiezeiten sein?
Eine Kolumne über Ausdauer-Sport – Folge 01
Keine Tipps fürs richtige Dehnen, keine Trainingspläne, keine Equipmenttests. Diese Kolumne möchte davon berichten wie unsere kleine Blase der Ausdauersportler*innen mit dem Rest der Gesellschaft interagiert. Die wichtigen Fragen eben!
Aktuell ist es nur den Profisportler*innen vorbehalten ihrer Arbeit nachzugehen. Sie können Schwimmen, Radfahren, Laufen, das Fitnessstudio nutzen und ggf. Physiotherapie und Massagen in Anspruch nehmen.
Wir Amateure dürfen einige dieser Dinge aktuell nicht. Weil es für uns keine Arbeit ist, kein Broterwerb. Aber was unterscheidet uns eigentlich von Profis? Gerade in unseren Sportarten ist es so, dass einige Profis nebenbei noch Geld verdienen müssen, weil sie vom Sport nicht leben können. Dagegen trainieren einige Amateure genauso viel wie Profis. Aber sie besitzen keine Profilizenz.
Als Triathlet*in, Radfahrer*in oder Läufer*in haben wir es noch vergleichsweise gut. Wir sind eingeschränkt, aber nicht lahmgelegt. Da wir Individualsporttreibende sind, gingen viele Einschränkungen bisher an uns vorbei. Selbst die letzte Einschränkung, der 15km Radius, ließ einige eher schon wieder auf dumme Ideen kommen. Man könnte z.B. einen Ultra an der Außengrenze des 15km Kreises entlanglaufen. Das sind immerhin über 96km. Nichtsdestotrotz wurden viele von uns ihrer „Droge“ Wettkampf beraubt. Bis auf wenige kleine Wettkämpfe war 2020 ziemlich tote Hose.
Sollten wir also wie Profis behandelt werden? Sollte Sport generell in dieser Pandemie anders behandelt werden und nicht so stark eingeschränkt werden?
Alle müssen einen Beitrag leisten, um dieser Pandemie Herr zu werden, aber wir sind auch weiterhin eine kapitalistische Gesellschaft. Das heißt, wir müssen Miete, Strom, Wasser und Essen bezahlen. Dafür müssen einige Sport machen und einige eben nicht. Und die, die es nicht müssen, sollten ihren Sport nicht so überhöhen, dass er eine Sonderstellung einnimmt.
Darüber hinaus gibt es für mich einen weiteren wichtigen Aspekt. Da viele von uns weiter täglich zur Arbeit fahren müssen, weil sie eben nicht im Homeoffice arbeiten können, sind wir natürlich auch einer erhöhten Gefahr ausgesetzt uns zu infizieren. Und während Profisportler*innen meist regelmäßig unter ärztlicher Kontrolle stehen, ist das bei uns Amateur*innen nicht der Fall. Viele von uns gehen nicht mal zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Und nein, die Leistungsdiagnostik ersetzt nicht den regelmäßigen Check-Up bei Arzt oder Ärztin.
Betrachtet man nun alle Argumente, kann für mich die Antwort nur lauten, dass wir Amateure nicht wie Profis behandelt werden sollten. Gleichwohl würde ich mir wünschen, dass einige Profis sich ihrer Privilegien etwas klarer sind und dementsprechend handeln.
Für uns alle heißt es jetzt gemeinsam durchhalten, bis der Sommer kommt, die Impfung kommt, oder wir endlich eine vernünftige Medizin gegen diesen S*-Virus haben. Damit wir bald wieder gemeinsam mit den Profis an den Startlinien dieser Welt stehen und geil ballern können.
Ich warte aktuell darauf, dass die Schwimmbäder hier in meiner Gegend wieder aufmachen. Tatsächlich ist das Schwimmen der Teil, der mir momentan am meisten Sorge bereitet und an dem ich gern gearbeitet hätte, bevor Wettkämpfe eventuell wieder möglich sind.