Zyklusgesteuertes Training: Die Pille muss weg!
Zyklusgesteuertes Training für Frauen macht in der Ausdauersport-Szene langsam die Runde. Ich beschäftige mich mit diesem Thema schon eine ganze Weile. Als weiblicher Coach bin ich da natürlich auch ganz anders sensibilisiert, als meine männlichen Kollegen.
Ab sofort wirst du regelmäßig von mir Neuigkeiten hier im Blog zum zyklusgesteuerten Training für Frauen erfahren.
Beginnen möchte ich mit einem Thema, das immer noch viel zu wenig Beachtung bekommt. Sowohl aus genereller, gesundheitlicher Sicht, als auch in Bezug auf die Leistungsoptimierung im Ausdauersport: Die Antibaby-Pille.
Die Pille – vom revolutionären Verhütungsmittel zum Risiko-Medikament?
Die Pille veränderte in den 1960er Jahren das Sexualleben der Frauen auf revolutionäre Art und Weise. Plötzlich konnten Frauen selbstbestimmt ihr Sexualleben gestalten. Seitdem ist die Pille aus dem Leben von Frauen ohne Kinderwunsch nicht mehr wegzudenken.
Aber in den letzten Jahren nimmt die Anzahl der Frauen, die die Pille nehmen, kontinuierlich ab. Während laut einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2015 noch mehr als jede zweite Frau im Alter von 18 bis 49 Jahren die Pille zur Verhütung nutzte, zeigen aktuelle Daten der Krankenkassen, dass die Pille immer weniger verschrieben wird. Wie kommt es, dass die Pille scheinbar an Attraktivität bei jungen Frauen verloren hat?
Warum nehmen heute weniger Frauen die Anitbaby-Pille als noch vor ein paar Jahren?
Der hormonelle Einfluss auf den weiblichen Zyklus und den Organismus der Frau wird heute gerade von der jungen Generation Frau immer kritischer gesehen. Mittlerweile ist bekannt, dass die Einnahme der Pille teilweise krasse Nebenwirkungen haben kann. Thrombose, Depressionen und Brustkrebs seien hier beispielhaft genannt.
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Training nach Zyklus – Frauen müssen anders trainieren als Männer
Außerdem gibt es mittlerweile Studien zur Leistungsfähigkeit von Frauen, die die Pille nehmen. Durch die künstliche Unterdrückung des weiblichen Zyklus‘ können Frauen, die die Pille nehmen, ihr Leistungsspotential nicht so ausschöpfen, wie Frauen, die nicht hormonell in ihren Zyklus eingreifen. Im Ausdauersport gilt Dr. Stacy Sims, Ernährungswissenschaftlerin und Sportphysiologin als DIE Vorreiterin für ein sich nach dem weiblichen Zyklus richtendes und darauf optimiertes Training. Ihr Leitsatz „Women are not small men“ verdeutlicht, was viele Jahre in der Sport- und Trainingswissenschaft ignoriert wurde: Frauen müssen nicht genauso wie Männer trainieren. Weil der weibliche Zyklus sich vom männlichen Zyklus unterscheidet, sollte das Training von Sportlerinnen nicht auf wissenschaftlichen Daten basieren, die hauptsächlich durch männliche Probanden zustande gekommen sind.
Letzteres war aber leider lange Zeit im Leistungssport so. Der Grund hierfür ist recht einfach: Topsport von Frauen wurde in der Geschichte des Sports lange Zeit nicht akzeptiert. Erst seit wenigen Jahrzehnten erarbeiten sich Frauen eine Gleichstellung und Akzeptanz im Leistungssport, die immer noch nicht zur Gänze erreicht ist. Deshalb gab es lange Zeit auch keine Studien, die sich ausschließlich mit Sportlerinnen beschäftigten. Es wurde erstmal angenommen, dass weibliche Körper, wenn es um die Be- und Entlastung im Rahmen eines regelmäßigen Trainings geht, genauso ticken, wie männliche Körper. Diese Theorie hat u.a. Dr. Stacy Sims ausgeräumt und aufgezeigt, dass das Training der Frau viel sensibler auf ihren Zyklus ausgerichtet sein sollte, wenn man optimale Trainingsreize setzen und optimal Leistungsverbesserungen erzielen möchte.
Training mit Pille vs. Training ohne Pille
Die angesprochenen Studien zum Training nach dem weiblichen Zyklus haben auch gezeigt, dass Frauen, die die Pille nehmen, ihr natürliches Leistungsvermögen nicht so optimieren können, wie Frauen, die auf die Einnahme der Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel verzichten. Warum das so ist, erfährst du in einem meiner weiteren Blogposts zum Thema „Zyklusbasiertes Training“. Wichtig ist aber erstmal zu wissen, dass der Unterschied zwischen dem Leistungspotential der Frau mit Pille gegenüber der Frau ohne Pille enorm sein kann. Gerade im Ausdauersport hat diese Erkenntnis bedeutende Auswirkungen. Denn hier kann eine Leistungsverbesserung von wenigen Prozenten einen riesigen Unterschied machen.
Darum setze ich die Pille ab
Die angesprochene Divergenz zwischen dem Leistungspotential der Ausdauersportlerin, die die Pille nimmt gegenüber der Ausdauersportlerin, die auf die Pille verzichtet kann für ambitionierte Ausdauersportlerinnen ein triftiger Grund sein, die Pille abzusetzen. Dazu kommen die bereits angesprochenen, möglichen Nebenwirkungen der Pille, auf die ich in diesem Blogpost noch etwas detaillierter eingehen werde.
Nach reiflicher Überlegung habe ich mich nun dazu entschlossen, die Pille abzusetzen. Ich habe mich sehr lange mit der Frage, ob ich den Schritt die Pille abzusetzen gehen soll, auseinandergesetzt. Am Ende blieb nur ein einziger Grund, der dafür sprach, die Pille zu nehmen: Die Verhütung. Alle anderen Gründe (wie z.B. die vielfachen Nebenwirkungen, die verminderte Leistungsfähigkeit, mögliche Risiken einer gefährlichen Krankheit) sprachen gegen die Pille. Und deshalb setze ich jetzt die Pille ab.
Meine persönliche Erfahrung mit der Antibaby-Pille
Ich nehme die Pille seit 20 Jahren. Bisher hat mich noch nie ein Arzt oder eine Ärztin darauf hingewiesen, dass die Einnahme der Antibaby-Pille bei mir gesundheitlichen Schaden anrichten kann. Aber fangen wir mal von vorne an.
Schon in jungen Jahren habe ich Hochleistungssport betrieben. Recht früh hatte sich bei mir herauskristallisiert, dass ich ein gewisses Talent für den Tennissport habe. So kam ich schon mit 10 Jahren in die Kaderschmiede des Niederrheinischen Tennisverbandes. Meine Eltern fuhren mich damals fünfmal in der Woche zum Leistungszentrum in Essen. 3 Stunden Training standen für mich täglich auf dem Programm. Soweit, so gut.
Als ich in die Pubertät kam, bekamen meine Freundinnen nach und nach alle ihre erste Periode. Nur bei mir ließ sie auf sich warten. Ich habe mir dabei erstmal nichts gedacht und habe mich selbst mit dem Thema meiner ersten Periode auch nicht zu sehr auseinandergesetzt. Als ich aber 15 oder 16 Jahre alt war (ich erinnere mich nicht mehr genau) und alle meine Freundinnen und Klassenkameradinnen mittlerweile regelmäßig ihre Periode bekamen, wurde mir dann doch mulmig zumute. Wie konnte es sein, dass die anderen Mädels alle schon ihre Periode bekamen, nur ich nicht?
Mein erster Frauenarzt-Termin: Verschreibung der Pille
Auch meine Eltern machten sich natürlich ihre Gedanken. Also vereinbarte meine Mutter einen Termin für mich bei ihrem damaligen Gynäkologen. Und dieser hatte die Lösung für mein Problem: Ich sollte die Antibaby-Pille nehmen. Damit würde mein Zyklus sich automatisch einstellen und ich würde eine regelmäßige Blutung bekommen. Außerdem hätte ich dann nie wieder Probleme mit einer unreinen Haut oder gar Haarausfall.
Also begann ich mit 15 Jahren die Pille zu nehmen. Ich brauchte diese aus medizinischer Sicht nicht. Auch zur Verhütung brauchte ich sie damals nicht. Mit meinem heutigen Wissensstand muss ich leider sagen, dass ich diesen Frauenarzt niemandem empfehlen kann. Denn über mögliche Nebenwirkungen der Pille wie z.B. einem erhöhten Thrombose-Risiko wurde ich damals nicht aufgeklärt.
Aber ich will meinen Gynäkologen von damals auch nicht verteufeln. Fakt ist nämlich: Ich habe mittlerweile 5 verschiedene Frauenärzte und -ärztinnen besucht. Und keine*r hat mich über mögliche Risiken der Pille aufgeklärt. Kein*e Gynäkolog*in hat mir auch nur ansatzweise von der Pille abgeraten. Niemand hat hinterfragt, dass ich die Pille nehme. Das einzige, was mir geraten wurde, war eine niedriger dosierte Antibaby-Pille einzunehmen.
Weil ich damals von meinem ersten Frauenarzt nicht zu möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Pille aufgeklärt wurde, habe ich mir lange Zeit auch keine Gedanken dazu gemacht. Es war schon superpraktisch, dass ich mir, als ich in einer festen Beziehung war, keine Gedanken mehr um die Verhütung machen musste, sondern mit der gewohnten Einnahme der Pille gut geschützt war. Auch die positiven Nebenwirkungen der Pille, wie zum Beispiel eine sehr reine Haut habe ich natürlich wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Die Antibaby-Pille als Allheilmittel für Sportlerinnen?
Sehr spannend wurde es für mich, als mir mein Frauenarzt im Gespräch erklärte, dass es auch kein Problem sei die Pille durchzunehmen. Wow dachte ich, jetzt muss ich mir nicht mal mehr die monatliche Blutung antun. Absolut genial, als Leistungssportlerin. So konnte ich immer die Einnahme der Pille so timen, dass ich zu Wettkämpfen nicht meine Periode bekam.
Viele Jahre habe ich so hormonell in meinen Zyklus eingegriffen ohne mir wirkliche Gedanken zu machen. Erst mit meinem Trainerinnen-Dasein hat sich dies geändert. Wenn man sich intensiv mit dem Thema Leistungsoptimierung beschäftigt und dabei auch immer noch einen besonderen Fokus auf Frauen hat, kommt man am Thema Pille irgendwann nicht mehr vorbei. So fing ich vor 2 Jahren an genauer zu recherchieren, was eigentlich die Einnahme der Pille für einen Einfluss auf den Zyklus und den Organismus der Frau hat. Und da wurde ich doch stutzig. Um zu verdeutlichen, welche Nebenwirkungen die Antibaby-Pille hat, kommt hier ein kleiner Auszug aus dem Beipackzettel der Chariva, die ich über viele Jahre genommen habe.
Nebenwirkungen der CHARIVA
Nebenwirkungen der CHARIVA, die bei mehr als einer von 10 Frauen auftreten können
Übelkeit, Ausfluss aus der Scheide, Schmerzen während der Monatsblutung, Ausbleiben der Monatsblutung, Durchbruchblutung, Schmierblutung, Kopfschmerzen, Missempfindungen in der Brust.
Nebenwirkungen der CHARIVA, die bei 1 bis 10 Frauen von 100 Frauen auftreten können
Depressive Verstimmung, Reizbarkeit, Nervosität, Schwindel, Migräne (und/oder deren Verschlechterung), Sehstörungen, Erbrechen, Akne, Schmerzen im Unterbauch, Müdigkeit, Schweregefühl in den Beinen, Wasseransammlung, Gewichtszunahme, Blutdruckanstieg.
Bis zu 10% der Frauen, die die Chariva nehmen, haben eine oder mehrere dieser Nebenwirkungen. Das finde ich schon recht heftig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einige Frauen gibt, die möglicherweise solche Beschwerden haben, aber nie auf die Idee kommen würden, dass dies an der Einnahme der Pille liegen könnte. Ich zumindest hätte diese Assoziation bis vor einigen Jahren nie gezogen. Auch meine Ärzte haben mich noch nie darauf hingewiesen, dass die Antibaby-Pille ein Grund für solche Beschwerden sein könnte. Und angegeben habe ich die Einnahme der Pille immer im ärztlichen Fragebogen.
Wechselwirkungen der CHARIVA
Bitte verzichten Sie auf das Rauchen während der Anwendung des Arzneimittels, da sonst das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolien erhöht sein kann. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie hierzu Fragen haben.
OK, Rauchen tue ich nicht. Was gibt es sonst noch für Hinweise?
Gegenanzeigen von CHARIVA
Beschreibt, welche Erkrankungen oder Umstände gegen eine Anwendung des Arzneimittels sprechen und in welchen Altersgruppen das Arzneimittel nicht eingesetzt werden sollte/darf.
Immer:
- Überempfindlichkeit gegen die Inhaltsstoffe
- Blutgerinnungsstörungen
- Herzinfarkt, auch in der Vorgeschichte
- Thrombose, auch in der Vorgeschichte
- Schlaganfall, auch in der Vorgeschichte
- Durchblutungsstörung der Hirngefäße
- Ausbleiben der Regelblutung, deren Ursache ungeklärt ist
- Blutungen im Vaginalbereich, deren Ursache ungeklärt ist
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse
- estrogenabhängige Tumore (Tumore, bei denen das Hormon Estrogen eine Rolle spielt), dazu gehören z.B. spezielle Brusttumore, Endometriumtumore
Weggelassen habe ich die Erwähnung diverser Nebenwirkungen der Pille, die seltener auftreten. Der Beipackzettel beinhaltet außerdem noch eine lange Auflistung von Erkranungen und Umständen, die gegen eine Anwendung der Pille sprechen können. Wenn du dich da noch genauer informieren möchtest, schau mal unten in meine Quellenliste. Dort findest du zwei Links zum online Beipackzettel der Chariva.
Altersgruppe der Frauen, die die CHARIVA einnehmen
Welche Altersgruppe ist zu beachten?
Erwachsene ab 35 Jahren: Das Arzneimittel ist mit besonderer Vorsicht anzuwenden.
Meine Meinung zu den Nebenwirkungen der CHARIVA
Ich muss sagen, obwohl mir keine Vorerkrankungen bei mir bekannt sind, finde ich die hier bereits nur unvollständig genannte Liste an Neben-, Wechsel- und Gegenwirkungen verdammt lang. Für mich alarmierend ist der Hinweis darauf, dass ein Ausbleiben der Regelblutung, deren Ursache ungeklärt ist, immer ein Grund sein sollte, die Pille nicht zu nehmen. War das nicht damals bei mir so? Ich habe meine Periode nicht bekommen. Möglicherweise wegen des Leistungssports? Hatte es vielleicht andere Gründe? War es dann damals nicht fatal, dass mir mein Frauenarzt ausgerechnet in dieser Situation zur Einnahme der Antibaby-Pille riet?
Außerdem ist für mich auch der Hinweis darauf, dass man ab 35 Jahren diese Pille nur noch mit besonderer Vorsicht anwenden soll, schwer aufgestoßen. Ich bin 36 Jahre alt und meine Gynäkoligin hat mich zu keinem Zeitpunkt darauf hingewiesen, dass ich in einem Alter bin oder in ein Alter komme, wo es problematisch sein könnte die Pille zu nehmen.
Neben meiner Recherche im Beipackzettel und medizinischen Beiträgen habe ich mich natürlich auch mit der Frage beschäftigt, was passiert, wenn man die Pille absetzt.
Was passiert, wenn du die Pille absetzt?
Verhütung: Alternativen suchen
Klar, wenn man die Pille absetzt und diese zu Verhütungszwecken genutzt hat, sollte man sich erstmal klar werden, wie man denn mit der Verhütung in Zukunft umgehen will. Ich finde das ehrlich gesagt gar nicht so einfach. Denn es gibt zwar diverse Möglichkeiten der Verhütung – viele sind jedoch nicht so effektiv wie die Antibaby-Pille.
Wenn du dir überlegst, die Pille abzusetzen, jedoch dir wegen einer alternativen Verhütung unsicher bist, solltest du dir zunächst folgende Frage beantworten: Möchtest du mit dem Absetzen der Pille generell auf eine hormonelle Verhütung verzichten? Oder kommen für dich andere hormonelle Verhütungsmethoden in Frage?
Ich habe mich sehr bewusst gegen eine hormonelle Verhütungsmethode entschieden. Mit dem Absetzen der Pille war für mich klar, dass für mich die hormonelle Verhütung nicht mehr in Frage kommt.
Das hat die „Suche“ nach einer geeigneten Verhütungsmethode für mich jedoch erstmal nicht leichter gemacht. Nach meinem Kenntnisstand scheint es zumindest adhoc keine nicht-hormonelle Verhütungsmethode zu geben, die so viel Sicherheit wie die Antibaby-Pille liefert. Deshalb ist es wichtig, dass man sich als Frau, die die Pille absetzen will, genau informiert und sich Gedanken macht, welche Alternativen zur Verhütung vorstellbar sind.
Für Frauen, die in einer Beziehung leben, ist es natürlich total wichtig den Partner in die Entscheidung der Pillen-Absetzung und die Suche nach einer alternativen Verhütungsmethode miteinzubinden. In der heutigen Zeit muss man hoffentlich nicht mehr betonen, dass Verhütung keine reine Frauensache ist, sondern beide Partner hier gleichwertig in der Verantwortung stehen.
Ärztliche Begleitung bei Absetzen der Antibaby-Pille?
Als ich für mich entschieden habe die Pille abzusetzen, war für mich klar, dass ich vorher mit meiner Frauenärztin spreche. Dort erlebte ich allerdings eine herbe Enttäuschung. Ich stieß bei ihr nicht auf die erhoffte Hilfe/Beratung. Ihr Kommentar „wenn Sie doch aber gesund sind und in ihrem Alter – dann könnten Sie die Pille doch weiter einnehmen“ hat mich ehrlich gesagt sprachlos gemacht. Offensichtlich hat sich meine Gynäkologin den Beipackzettel der Pille noch nie angeschaut. Denn zur Erinnerung: Da steht, dass man die Pille ab 35 Jahren nur mit besonderer Vorsicht einnehmen sollte. Außerdem hatte ich meiner Frauenärztin recht eindeutig erklärt, dass ich mir diese Entscheidung lange überlegt habe und es da für mich auch keinen Weg zurück gibt, weil ich die hormonelle Pillen-Einnahme meinem Körper nicht mehr antun möchte.
Danach sprachen wir dann auch nur recht kurz über das Thema Verhütung. Inwiefern ich mich auf körperliche Nebenwirkungen einstellen müsste mit dem Absetzen der Pille und ob dies frauenärztlich beobachtet werden müsste, dazu sagte meine Gynäkologin nichts. Sie hatte mir ja auch recht deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts vom Absetzen der Pille hielt.
Nach diesem Besuch bei meiner Frauenärztin habe ich mich dazu entschieden, mir eine neue Gynäkologin zu suchen. Auf Empfehlung einer guten Freundin werde ich nun eine neue Praxis besuchen. Allerdings gibt es da das übliche Ärzte-Problem: Ein erster Termin war erst mit 4 Monaten Vorlaufszeit frei. Macht aber nichts. Ich habe mich so intensiv mit dem Thema beschäftigt, dass ich glaube gut gewappnet zu sein für mögliche körperliche Veränderungen und Nebenwirkungen durch das Absetzen der Pille. Und wenn ich doch starke Nebenwirkungen bekomme, für die ich ärztliche Hilfe benötige, dann werde ich diese sicherlich auch kurzfristig bekommen.
Absetzen der Pille – wie macht man das eigentlich und was muss man beachten?
Wenn du dich dazu entschließt die Pille abzusetzen, wird dir dazu geraten, das aktuelle Blister zu Ende zu nehmen. Ansonsten wirfst du deinen Hormonhaushalt sehr durcheinander. So bleibst du im normalen Rhythmus, bekommst die künstlich herbeigeführte Blutung und startest danach sozusagen in deine Pillen-freie Zeit.
Ich habe erstmal keine Bedenken für das, was auf mich zukommt. Ich habe mich sehr gut informiert, mir überlegt, wie ich die Verhütung in Zukunft angehen möchte und bin auf mögliche, unangenehme Nebenwirkungen vorbereitet. Ich würde allerdings jeder Frau, die über das Absetzen der Pille nachdenkt, dazu raten, sich vorab sehr gut zu informieren und in sich zu gehen. Die Nebenwirkungen bei Absetzen der Pille können durchaus unangenehm sein und darüber sollte man sich als Frau klar sein.
Abraten würde ich jeder Frau davon, die Pille experimentiell abzusetzen. Denn die Pille abzusetzen, nur um sie dann später wieder zu nehmen, kann den Hormonhaushalt im weiblichen Körper völlig durcheinander bringen, was widerum zu entsprechenden Nebenwirkungen führen kann. Deshalb sollte Frau sich sicher sein, dass sie diesen Schritt gehen und auch durchziehen will, wenn sie die Pille absetzt.
Beim Absetzen der Pille Buch führen
Ich habe als erstes in meinem persönlichen Kalender eingetragen, wann genau ich die Pille abgesetzt habe. Außerdem nutze ich eine App, um meinen Zyklus zu tracken. So kann ich genau beobachten, wie die Pillen-Absetzung bei mir läuft, welchen Einfluss sie auf meinen Körper hat und wie lange es dauert, bis sich mein Zyklus einstellt und normalisiert.
Ich muss gestehen, ich bin total gespannt, wie sich mein Körper verhalten wird. Und natürlich habe ich auch ein bisschen Schiss. Vor allem davor, wie stark meine Menstruationsbeschwerden sein werden. Denn ich habe meine Periode ja noch nie auf natürlichem Weg bekommen und kann daher auch überhaupt nicht einschätzen, was mich erwartet. Aber da ich voll und ganz hinter meiner Entscheidung stehe, bin ich mir sicher, dass ich damit gut klar kommen werde, egal wie stark die Beschwerden sind.
Warum schreibe ich eigentlich auf unserem Ausdauer-Coaches Blog über mein Absetzen der Pille?
Wenn du bis hierhin gekommen bist, fragst du dich vielleicht, was eigentlich dieser Blogpost auf unserer Coaching-Seite für Ausdauersport zu suchen hat. Das beantworte ich dir gerne! Wie ich ja bereits zu Beginn erwähnt habe, beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit mit dem zyklusbasierten Training.
Die Daten und Studien zu diesem Thema weisen deutlich darauf hin, dass ein Traning nach Zyklus für Frauen sehr gewinnbringend und leistungsfördernd sein kann. Nun könntest du dem entgegnen, dass dies ja bei der Einnahme der Pille keine Rolle spielt, da dadurch kein natürlicher Zyklus im Körper der Frau stattfindet. Das stimmt, jedoch besagt der aktuelle, wissenschaftliche Kenntnisstand, dass Frauen, die die Pille nehmen, Leistungseinbußen hinnehmen müssen. In anderen Worten: Eine Frau mit natürlichem Zyklus hat ein höheres Leistungspotential, als dieselbe Frau, wenn sie die Pille nimmt. Diese Erkenntnis macht natürlich die Nicht-Einnahme der Pille für alle Frauen interessant, die im Leistungssport unterwegs sind.
Für mich als Coach und Trainerin ist es daher auch total spannend, an mir selbst zu erfahren, welchen Einfluss das Absetzen der Pille auf mein eigenes Leistungsvermögen hat. Und natürlich möchte ich meine eigenen Erfahrungen an meine Athletinnen weitergeben.
Zudem habe ich bei meinen Recherchen festgestellt, dass es noch nicht viele Erfahrungsberichte von Frauen gibt, die die Pille abgesetzt haben. Deshalb werde ich hier in regelmäßigem Abstand von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Der Fokus wird dabei nicht nur auf meinem Leistungsvermögen im Sport, sondern auch auf meiner Gesundheit und meinem ganz persönlichen Körpergefühl liegen.
Hast du Erfahrungen mit dem Absetzen der Pille oder denkst du darüber nach?
Wenn du bereits Erfahrungen mit dem Absetzen der Pille hast oder ernsthaft darüber nachdenkst, dies zu tun, würde ich mich über einen Austausch mit dir sehr freuen. Ich möchte alle Frauen, die bis hierhin gekommen sind, dazu ermuntern, hier die Kommentarfunktion zu nutzen. Denn ich finde es muss noch viel mehr über die Pille, ihre Nebenwirkungen und Risiken und entsprechend auch über Alternativen geredet werden. Und als Trainerin und Coach bin ich natürlich auch total neugierig, ob es hier schon Frauen gibt, die Erfahrungen mit dem Absetzen der Pille und einer möglichen Auswirkung auf ihre Leistungsfähigkeit gemacht haben.
Hallo und danke für den spannenden Text!
Ich bin froh, dass ich als Jugendliche bei einer Pro Familia Beratungsstelle zur Frauenärztin gegangen bin: Bei der ersten Pilleneinnahme hatte ich Migräne mit Sehstörungen und Übergeben bekommen. Mein Gynäkologe hat mich dann zu Pro Familia geschickt, weil er sagte, „normale“ Gynäkologen kennen nichts außer Pille und Spirale und können darum z.B. das Diaphragma nicht anpassen.
Ich gehe bis heute zu Pro Familia, wenn ich eine ausführliche, entspannte und kompetente Beratung zu meinem Körper, Sexualität, Vergütung, keine Kinder und Kinderkriegen brauche. In den meisten Städten gibt es Pro Familia Beratungsstellen mit Ärztinnen. Meine Tochter schicke ich dort auch hin für ihren ersten Gynbesuch. Da bin ich dann entspannt, dass sie ausführlich über die Pille und die vielen (gut in die Sexualität integrierbarer) Alternativen informiert wird.
Viele Grüße!
Berlinerinnen kann ich das Feministische Frauengesundheitszentrum (FFGZ) empfehlen. Dort gibt es kompetente Beratung zu diesem Thema, auch zu alternativen Verhütungsmitteln.
Hi Hannah,
danke für den Artikel, bzw. schon vorab für die Artikelserie, die daraus werden soll, und die offene Art, mit der du deine Erfahrungen teilst.
Ich selbst habe auch jahrelang die Pille genommen, seit ich etwa 16 oder 17 war (mit einer Unterbrechung von ca. 2 Jahren). Meist waren die Gründe für die Einnahme weniger die Verhütung, da ich die meiste Zeit Single war, sondern die Verringerung von Beschwerden wie Krämpfe und unreine Haut. Als Jugendliche konnte die Pille ja sogar gegen unreine Haut verschrieben werden. Auf die Thrombosegefahr wurde ich erst bei meiner jetzigen Gynäkologin hingewiesen, da war ich jedoch auch schon Ende 20! Insbesondere die Information, dass das Thromboserisiko besonders in den ersten Monaten der Einnahme der Pille erhöht ist, hatte mich überrascht.
Als ich meine Pille vor ca. 3 1/2 Jahren abgesetzt habe, wurde ich von meiner Gynäkologin gut beraten. Eine alternative Verhütung war zu der Zeit weniger das Thema, da ich gerade eine (recht schwere) Trennung hinter mir hatte. Für mich war jedoch klar, dass ich auf die Nebenwirkungen einer hormonellen Verhütung, wie z.B. Depression, verzichten wollte. Dafür nahm ich auch die Regelschmerzen in Kauf, von denen ich bereits wusste, dass diese bei mir ohne Einnahme der Pille wieder stärker werden würden.
Damit habe ich mich mittlerweile arrangiert. Vor unreiner Haut wurde ich zum Glück verschont, die hatte ich zu Pillenzeiten immer in den 7 Tagen Einnahmepause, da war sie sogar schlimmer als jetzt!
Liebe Hannah, vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel – ich komme mit meinen 51 Jahren wohl noch aus der Zeit, wo man relativ bedenkenlos die Pille verschrieben bekommen hat als junge Frau. Mich hat das aber schon immer gestört, so in meinen natürlichen Hormonhaushalt einzugreifen und ich hab sie tatsächlich auch nicht sonderlich gut vertragen. (Hautbild wurde schlechter und ich fühlte mich immer so aufgeschwemmt…) Deshalb weg mit dem Ding schon in den 20igern. Vor ein paar Jahren habe ich dann nochmal angefangen, sie zu nehmen und habe das große Glücklos gezogen. Angefangen hat es mit einer sehr schmerzhaften Lungen-/Rippenfellentzündung, die trotz Antibiotika einfach nicht heilen wollte. Mein Lungenarzt kam dann auf die glorreiche Idee, meine Thrombosewerte zu checken und siehe da….durch die Decke! Mithilfe eines Venenscans wurde dann tatsächlich in der linken Kniekehle ein Rest-Thrombus gefunden. Der andere Teil war schon durchs Herz in die Lunge „marschiert“ und hatte dort die Entzündung ausgelöst. Eine solche Embolie muss man gar nicht unbedingt mitbekommen (ich kann mich im Nachhinein nur an ein kleines nächtliches Ereignis erinnern, was die Embolie gewesen sein könnte..) und sie ist lebensbedrohlich. Das muss man ganz klar so sagen. Die Pille musste ich dann sofort absetzen, was meinen Hormonhaushalt extrem durcheinander gebracht hat…aber das war und ist im Vergleich zu der Gefahr, in der ich da war, auszuhalten. ;-) Deshalb gilt zumindest für mich: neverever again….viele liebe Grüße!
Wow, sehr interessant! Ich bin gespannt, wie deine weiteren Erfahrungsberichte ausfallen.
Ich kann leider nichts zum Thema beisteuern, außer dass ich mal wieder – wie jedes Mal, wenn ich irgendetwas zur Pille lese oder höre – froh bin, das Zeug nie genommen zu haben. Und wie es scheint, habe ich Glück gehabt, als Teenager nicht den gleichen Rat von einer Frauenärztin (die von meiner Mutter) bekommen zu haben, als wir damals wegen Unregelmäßigkeiten in meiner Regelblutung bei ihr waren. Danach war ich wahrscheinlich etwa 10 Jahre nicht bei einer Gynäkologin. Erst seit ca. 5 Jahren gehe ich regelmäßig zur Untersuchung und ich habe eine ganz tolle Ärztin, die mir nie die Pille aufschwatzen wollte, obwohl ich einen komplett komischen Zyklus habe. Der ist meistens so zwischen 5 und 8 Wochen lang, manchmal aber auch länger.
Mein zweites „Glück“ war, dass ich mich auch erst ca. 10 Jahre später als viele andere überhaupt mit dem Thema Verhütung beschäftigen musste. Da war ich dann halt in einem Alter, wo man sowas eher hinterfragt. Dass 16-jährigen Mädchen (oder jünger) die Pille verschrieben wird, weil sie ja jetzt Sex haben, war sicherlich jahrzehntelang gang und gäbe (oder ist es immer noch?). Die Mädchen hinterfragen das natürlich nicht. Die meisten Mütter auch nicht, weil sie es nicht anders kennen. Ich hoffe, dass sich da was ändert.
Achso, und ein anderes hormonelles Verhütungsmittel habe ich auch nie genommen (bis auf einige Male die Pille danach wegen Unfällen…). Ich möchte das einfach nicht. Habe aber auch das „Luxusproblem“, selten verhüten zu müssen ().
Dass das alles gut für meine sportliche Leistung ist, freut mich zu lesen
Hi Maria,
danke erstmal für deinen ausführlichen Kommentar!
Es ist auf jeden Fall gut zu hören, dass es offensichtlich auch Gynäkolog*innen gibt, die mit dem Thema Pille anders umgehen, als die Erfahrungen, die ich bisher mit diversen Frauenärzt*innen gemacht habe. Ob ich da einfach nur Pech gehabt habe? Wer weiß…
Ich denke auch, dass die junge Generation Frau schon etwas sensibilisiert ist, was die Pille angeht. Ich komme aus einer Generation, wo es, wie du sagst völlig normal war die Pille zu nehmen ohne ihre Nebenwirkungen zu hinterfragen. Ein Grund ist denke ich, dass die Frauenärzt*innen da nicht entsprechend aufgeklärt haben. Mit meinen Beiträgen erreiche ich hoffentlich auch einige Frauen, die sich mit dem Frage Pille – ja oder nein – auseinandersetzen.
Was die sportliche Leistung angeht bist du da auf jeden Fall bereits auf dem richtigen Pfad :-)
Liebe Grüße
Hannah