Ernährungstrends – Gesunde Ernährung im Sport
Seit einiger Zeit betreue ich nun Ausdauersportler*innen, die ihre Ernährung verbessern wollen. Die Ziele meiner Athlet*innen sind dabei sehr individuell. Ich habe Athlet*innen, die Gewicht verlieren möchten. Ich betreue aber auch Sportler*innen, die an Gewicht zulegen wollen. Andere wollen eine gesunde Ernährung und ggf. Ernährungsumstellung nutzen, um leistungsfähiger in ihrem Sport zu sein, oder schneller zu regenerieren. Es geht natürlich auch nicht nur um dem Sport. Ein vitaler Alltag und ein gesundes Lebensgefühl ist für viele Menschen ein Ansporn, ihre Ernährung umzukrempeln.
Gibt es die ideale Ernährungsweise?
Fast jede*r von uns hat schon mal nach der idealen Ernährungsweise gesucht. Essen und Trinken, das gehört zu unserem Leben dazu. Es ist für uns lebensnotwendig. Und mittlerweile sind sich Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler*innen einig, dass unsere Ernährungsweise einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und damit auch auf unser Leben hat. Vielleicht gab es noch nie eine Zeit in der menschlichen Geschichte, in der so viel über gesunde Ernährung diskutiert wurde. In der es so viele unterschiedliche Ansätze für eine gesunde Ernährungsweise gab. In der bestimmte Ernährungswege teilweise schon semi-religiös bzw. spirituell gelebt und nach außen verkauft wurden.
Heutzutage kann man deshalb schon mal das Gefühl haben, die Übersicht zum Thema „gesunde Ernährung“ zu verlieren. In regelmäßigen Abständen scheinen neue Ernährungsphilosophien geradezu aus dem Boden zu wachsen. Früher gab es auch viele Namen auf dem „Ernährungsmarkt“. Diese waren häufig mit dem Wörtchen „Diät“ verbunden. Kohlsuppendiät, Ananas-Diät, Atkinson-Diät, Rohkost-Diät, Brigitte-Diät, Fit-for-fun-Diät, Glyx-Diät – ich könnte diese Reihe endlos fortsetzen. Mittlerweile haftet dem Wort „Diät“ eher ein negativer Touch an, weshalb es im deutschsprachigen Raum nicht mehr so massiv genutzt wird. Denn wir wissen, dass Diäten, so wie wir sie lange Zeit ausgelegt haben, nicht funktionieren. „Diät“, das heißt im deutschen Sprachgebrauch auch Einschränkung. Was erstmal kein Problem ist, wenn man sich dabei auf die negativen Aspekte der Ernährung konzentriert. Allzu oft sind Diäten aber auch einschränkend, wenn es um die Versorgung des Körpers mit den notwendigen Nähr- und Mineralstoffen und Vitaminen geht. Viele Diäten setzen auf eine einseitige Ernährung, die zwar kurzfristig beim Abnehmen hilft, langfristig aber ungesund für uns und unseren Körper ist. Und am Ende lässt der sogenannte „Jo-Jo-Effekt“ grüßen.
Wenn durch Ernährung Communities entstehen
Mittlerweile ist auch in der breiten Gesellschaft angekommen, dass gesund nur das ist, was wir auch langfristig praktizieren. Ein kurzfristiger Gewichtsverlust mit einer „Crash-Diät“ macht uns zwar für einen gewissen Zeitraum leichter. Dies nutzt uns aber wenig, wenn wir dann wieder in unsere alten Muster verfallen. In der Regel „dankt“ uns unser Körper dies mit zusätzlichen Kilos. Nicht selten zeigt die Waage am Ende sogar mehr an, also noch vor dem Gewichtsverlust durch die Crash-Diät. Was ist also die Moral von der Geschicht? Nur durch Nachhaltigkeit erreichen wir Wohlbefinden für uns und unseren Körper. Das hat auch die Diätenindustrie erkannt. Also weg mit dem Wort „Diät“ und hin zur, wie ich es im folgenden nennen werde, Ernährungsphilosophie.
Da komme ich wieder zum Punkt, dass die heutigen Ernährungsweisen spirituell und religiös angehaucht sind. Jede Ernährungsphilosophie hat seine eigene Gruppe oder, wie man es heute nennt: Community. Die Mitglieder der Community sind die Jünger, die durch ihren Ernährungsstil Lebensqualität gewinnen möchten. Nicht selten wollen sie auch andere bekehren. Oder aber sie finden ihren Bekannten- und Freundeskreis plötzlich nur noch in ihrer Community wieder. Denn Essen und Trinken sind Alltagsroutinen. Und es kann durchaus kompliziert werden, wenn das eigene Umfeld diese Routinen nicht teilt und sie vielleicht auch nicht versteht. Das führt zu Reibungen, die wir dauerhaft nicht in unserem Leben haben wollen. Wir machen schließlich schon bei der Familie unsere Abstriche. Dann wollen wir das nicht auch noch im Freundes- und Bekanntenkreis machen. Es wird einfach schwierig, wenn der Veganer mit dem Fleischanbeter essen geht. Das führt über kurz oder lang zu Diskussionen. Natürlich gibt es auch die toleranten Menschen, die der Ernährungsphilosophie nur für sich selbst folgen und die kein Interesse haben zu bekehren.
Wieso kann das Thema Ernährung derartig spalten? Für einige Zeit dachten wir, dass Ernährung am Ende auch nur Mathematik ist. Kilokalorien ist hier das Zauberwörtchen. Die einfache Regel lautete: Wenn wir mehr Kilokalorien am Tag verbrennen, als wir zu uns führen, nehmen wir ab. Andersherum kommt es zur Gewichtszunahme, wenn wir mehr Kilokalorien zuführen, als wir am Tag verbrennen. Das schien so einfach. Damit konnte jede*r von uns etwas anfangen. Und die Regel funktionierte. So schön, so gut. Plötzlich fingen die Ernährungsexpert*innen jedoch an darüber zu sprechen, dass nicht nur die Kilokalorienzufuhr für eine gesunde Ernährung entscheidend sei, sondern auch die Art der zugeführten Lebensmittel. Es mache einen Unterschied, ob man 600 Kilokalorien durch Schokolade oder Gemüse zuführe. Denn schließlich gebe es noch so etwas wie Mineralstoffe und Vitamine, die der Körper benötige. Und diese seien nunmal in stark verarbeiteten Lebensmitteln nur geringfügig enthalten.
Heutige Ernährungstrends – Diät oder Ernährungsphilosophie?
Also kamen die „modernen Diäten“ auf. Vegan, Paleo, Vegetarisch, Ketogen, Pegan, Clean Eating, Intermittierendes Fasten, Low Carb, Low Fat, Low Carb – High Fat, High Carb – Low Fat, Glutenfrei, Zuckerfrei, Frutarier, Flexitarier, Pescetarier – auch hier ist die Liste lang und für den Laien durchaus verwirrend. Was ist denn nun die gesunde Ernährungsweise, die man wählen sollte?
Da stellt sich mir eine Gegenfrage: Gibt es DIE GESUNDE ERNÄHRUNGSPHILOSOPHIE, die wissenschaftlich anerkannt ist als DIE EINE Ernährungsweise, die für uns alle die gesündeste ist?
Wenn ich mir all die genannten Ernährungsweisen anschaue, fokussiert sich fast jede dieser Philosophien darauf, gewisse Dinge aus der Ernährung zu verbannen. Die Vegetarier*innen essen kein Fleisch und keinen Fisch, die Veganer*innen fügen noch alle weiteren Tierprodukte zur Verbotsliste hinzu. Die Anhänger der ketogenen Lebensweise verbannen Kohlenhydrate zu großen Teilen aus ihrer Ernährung, wie auch die Low Carb-Menschen in etwas weniger extremer Art und Weise. Es wird auf Zucker verzichtet, auf Gluten, Getreide im allgemeinen, sogar auf Obst.
Versteht mich bitte nicht falsch – ich möchte in keiner Weise dem/der Vegetarier*in oder Veganer*in sagen, dass er/sie unbedingt Fleisch essen sollte. Ich selbst esse nur äußerst selten Fleisch und ich finde es absolut verständlich, wenn Menschen aus ethischen Gründen keine Tierprodukte konsumieren. Aber darum geht es in diesem Artikel ja auch nicht. Hier geht es um die Fragestellung, was eigentlich für uns eine gesunde Ernährungsweise ist.
Gesunde Ernährung ist eigentlich ganz einfach
Alle, der o.g. Ernährungsphilosophien greifen wichtige Punkte einer gesunden Ernährungsweise auf. Ein Beispiel: Jemand, der/die sich nach dem low-carb-Prinzip ernährt, wird auf viele ungesunde Kohlenhydrate, wie Süßigkeiten, Weißmehl, Softdrinks und Kuchen verzichten. Auch der ketogen lebende Mensch, sowie der Paleoianer oder Peganer und natürlich der Zuckerfrei-Mensch verzichten weitestgehend auf schlechte Kohlenhydrate. Auch der Glutenfrei-lebende Mensch und die „Clean Eater“ konsumieren in der Regel hauptsächlich gesunde Kohlenhydrate. Man kann erahnen, dass es gewisse Grundsätze gibt, wie eben der Konsum hochwertiger Kohlenhydrate, die in der Gesundheitswelt weitestgehend anerkannt sind und die entsprechend auch in den meisten modernen Ernährungsphilosophien berücksichtigt werden.
Für mich folgt eine gesunde Ernährungsweise recht einfachen Grundprinzipien.
- Die konsumierten Lebensmittel sollten möglichst unverarbeitet sein.
- Die konsumierten Lebensmittel sollten möglichst hochwertig sein.
- Gemüse und Obst, wie auch Fleisch und Fisch, sollten möglichst regional sein.
- Gemüse und Obst sollte zudem saisonal sein.
- Die Mahlzeiten sollten farblich möglichst bunt sein.
Viel mehr Grundlagen benötigt man aus meiner Sicht nicht, um einer gesunden Ernährungsweise nachzugehen. Aus Punkt 1 ergibt sich automatisch, dass man viel Gemüse und Obst konsumiert, denn sie machen den Großteil unverarbeiteter Lebensmittel aus. Aus Punkt 1 und 2 ergibt sich auch, dass man auf ungesunde Lebensmittel weitestgehend verzichtet.
Die Regionalität von Produkten ist nicht ausschließlich für eine gesunde Ernährungsweise wichtig, sondern auch in Hinblick auf unsere Umwelt. Produkte, die über die ganze Welt transportiert werden, verlieren nicht nur ihre absolute Frische, sondern sie schaden auch dem Nachhaltigkeitsgedanken, den wir alle nicht außer Acht lassen sollten. Gleiches gilt für die Saisonalität. Müssen wir im Winter Erdbeeren essen? Gerade die Saisonalität macht doch den Reiz für bestimmte Lebensmittel aus. Eben weil wir frische Erdbeeren nur im Sommer bekommen, freuen wir uns immer riesig auf die Erdbeerzeit und genießen diese dann ganz besonders.
Es hat sich herausgestellt, dass ein möglichst bunter Teller mit verschieden farbigem Gemüse für eine nahezu optimale Versorgung des Körpers sorgt. Daher ist es ratsam, darauf zu achten, dass man z.B. nicht nur grünes Gemüse konsumiert, sondern auch mal andere Farben für die Mahlzeiten wählt.
Es ist vielleicht auffallend, dass meine genannten Grundprinzipien für eine gesunde Ernährung recht allgemein gehalten sind und keine Verbote beinhalten. Ich persönlich glaube nicht daran, dass man seine Ernährung von Verboten leiten lassen sollte. Essen soll immer noch Spaß machen. Und jede*r sollte seinen Vorlieben und Überzeugungen im Rahmen gewisser Grundlagen nachgehen können. So passen eigentlich fast alle der genannten Ernährungsphilosophien in den Rahmen meiner Ernährungsprinzipien. Dazu passt auch dieser Blogpost von mir aus dem Januar: „Tipps zum abnehmen und einer gesunden Ernährung.“
Wie ist Deine Meinung zu einer gesunden Ernährung? Gehst Du einer bestimmten Ernährungsphilosophie nach? Wenn ja, warum? Ich freue mich über jeden Kommentar zu diesem spannenden Thema!
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