Eigentlich wollte ich in diesem Jahr beim Berliner Halbmarathon nicht an den Start gehen. Nach dem Barcelona Marathon Mitte März und dem Dresdener Citylauf eine Woche danach, sowie einigen geplanten Wettkämpfen im April und Mai, passte der Halbmarathon in Berlin so gar nicht in unsere Saisonplanung. Dann kamen noch meine Verletzungsprobleme hinzu. Doch am Ende kam wieder alles anders.

Es kitzelte schon sehr, als in den letzten Wochen vor dem Start in den sozialen Medien und meinem Freundeskreis vermehrt über den Halbmarathon gesprochen wurde. Dann nahm ich an einem Trainingsevent des Runners Point Running Club Berlin teil. Da Runners Point in diesem Jahr Hauptsponsor des Halbmarathons ist, verlosten sie noch 5 Startplätze. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass einer davon für mich bestimmt ist. Und so kam es dann auch. Vielen Dank an den Runners Point Running Club Berlin, dass Ihr es mir spontan ermöglicht habt, noch am Halbmarathon teilzunehmen!

So hieß es also drei Wochen nach dem Barcelona Marathon ab auf die halbe Distanz! Und dann kündigte sich ganz spontan Patrick an, der sich aus München auf die Reise zu uns nach Berlin machte, u.a. um mich beim Halbmarathon zu begleiten. Wie toll! Im vergangenen Jahr war ich noch zusammen mit Gerda gelaufen und konnte sie zu einer neuen Bestzeit begleiten (die sie übrigens mittlerweile längst pulverisiert hat). Ich hatte damals Fotos auf der Strecke gemacht und den Twitterlauftreff auf dem Laufenden gehalten, wie es bei Gerdas Bestzeitjagd lief. In diesem Jahr (wo es bei mir nicht um eine Bestzeit ging, davon bin ich verletzungsbedingt weit entfernt) wurde der Spieß umgedreht: Patrick lief mit Kamera und zwischendurch telefonierend entspannt durch die Gegend und offensichtlich stark bremsend :-) Aber noch mal zurück zum Start. Oder besser zum Tagesstart.

Wettkampfbericht – Einmal von Ost-Berlin nach West-Berlin und wieder zurück

Als der Wecker klingelte merkte ich gleich, dass es mir nicht gut ging. Schon in der Nacht war ich aufgewacht und hatte mit Übelkeit zu kämpfen. Und leider ging es mir am Morgen nicht besser. Nur widerwillig nahm ich mein Frühstück zu mir, denn auf leeren Magen wollte ich den Halbmarathon nicht laufen. Leider konnte ich nicht so recht gute Stimmung verbreiten, was normalerweise am Raceday meine Stärke ist. Carsten bemerkte meine ungewohnt ruhige Wettkampfmorgenstimmung natürlich sofort und ich sah Sorgenfalten in seinem Gesicht. Auf dem Weg zur U-Bahn erinnerte ich mich dann auch noch an mein bisher schlimmstes Lauferlebnis. Vor zwei Jahren eben beim Berliner Halbmarathon war ich an den Start gegangen, trotz Dauererschöpfungszustand und einem kurzen Blackout (schwarz vor Augen) am Pre-Racetag. Trotzdem wollte ich es versuchen und wurde schnell eines Besseren belehrt. Bereits nach vier Kilometern wechselte ich die Richtung und marschierte der Masse an Läufer(n)*innen entgegen in Richtung Start/Ziel. Mir war schwindelig und ich fühlte mich total unwohl. Kurz danach stellte sich heraus, dass meine Eisen- und Hämoglobinwerte praktisch bei null lagen. Es war überhaupt schon ein Wunder, dass ich in den Vorwochen regelmäßig trainiert hatte. Aber da war es – mein bisher einziges DNF. Und das wollte ich nicht noch einmal erleben. Ganz besonders nicht beim Berliner Halbmarathon.

Aber ich bin nun mal ein Wettkampftier und wenn ein Race auf dem Plan steht, bin ich nur schwer zu stoppen. Also nicht so viel über die Übelkeit nachdenken und einfach mal loslegen. Nach einem schnellen Gruppenfoto mit unseren Twitterfreundinnen @BeetleBibi und @FrauLaufstrumpf gingen Patrick und ich in den Startblock und kurze Zeit später ging es auch schon los. Auf den ersten beiden Kilometern geht es gefühlt doch einige Abschnitte bergab, so dass man dazu neigt zügig loszulaufen. Patrick und ich hatten uns abgesprochen, dass wir ganz entspannt laufen und ohne Zeitdruck. Wir passierten gut gelaunt den Berliner Dom, liefen dann durchs Brandenburger Tor in Richtung Siegessäule, weiter via Ernst-Reuter-Platz zum Schloss Charlottenburg. Etwa auf Höhe der Siegessäule gab ich Patrick „Entwarnung“. Ich sagte ihm, dass ich auf jeden Fall Finishen würde. Ich hatte zwar leichte Kopfschmerzen und mein Magen beschwerte sich immer noch, aber ich kenne meinen Körper ganz gut und wusste, dass ich mich irgendwie durchbeißen würde. Patrick war natürlich erleichtert und ich denke er konnte dann den Lauf noch mehr genießen. Denn das tat er offensichtlich. Hier ein Video, da ein Foto, gute Stimmung verbreiten und ein bisschen Rumkaspern. Es tat gut zu sehen, dass Patrick den Lauf genoss, obwohl er ja für mich deutlich bremsen musste.

Ich fühlte mich nach wie vor nicht besonders wohl, aber ich ließ mich von Patricks guter Stimmung anstecken und konnte so mein Unwohlsein ein wenig beiseite schieben. Als wir bei Kilometer 12 auf den Kudamm abbogen, hatte ich noch ein kleines Tief zu überwinden. Danach begann ich den Lauf zu genießen. Am Potsdamer Platz, bei Kilometer 17 stand die Runners Point Running Club Crew und ich lief brav eine Ehrenrunde und verteilte so viele High Fives, wie es nur irgendwie ging.

Kurz danach teilte Patrick mir mit, dass ich jetzt noch mal ein bisschen Gas geben sollte. Da ich bereits relativ müde war, war ich natürlich total begeistert :-) Aber ich ließ mir nichts anmerken (oder, Patrick? :-)). Kurz vorm Ziel, ungefähr auf Höhe des Alexas hatte Carsten sich angekündigt, um seiner Paparazzi-Groupie Rolle gerecht zu werden. Leider lief ich völlig blind an ihm vorbei, obwohl ich so intensiv nach ihm Ausschau hielt. Aber es waren einfach zu viele Menschen an der Strecke und möglicherweise war ich auch nicht mehr so ganz auf der Höhe :-) Patrick hingegen sah Carsten bereits frühzeitig und machte sich ein Späßchen aus Carstens Fotografenjob. Ich habe sein Rückwärtslaufen mit ausgebreiteten Armen natürlich nicht geschnallt. Oops.

Auf der Zielgeraden saugten Patrick und ich dann nochmal die tolle Stimmung der Menschenmassen auf und liefen Seite an Seite ins Ziel. Ich war erleichtert, dass ich durchgekommen war, trotz der Verletzungsprobleme und meinem starken Unwohlsein am Morgen und auch während des Laufs.

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Ein großes Dankeschön an Patrick für die Begleitung! Es hat riesen Spaß gemacht und ich hoffe wir können das bald wiederholen. Dann aber im Bestzeitmodus! :-)

 

6 Kommentare
  1. Patrick Kolei sagte:

    Es ist wirklich interessant, diesen Tag und diesen Lauf mal aus einer anderen Perspektive zu lesen. Ich habe wirklich mehr als einmal geschmunzelt, denn ich konnte mich noch sehr gut an jede einzelne Situation erinnern. Mir hat es wahrlich viel Freude gebracht, das Wochenende mit Euch verbringen zu dürfen und mit Dir diesen Halbmarathon zu erleben.

    Auch für mich hat es noch mal viel Kraft und Motivation in einer für mich nicht ganz so leichten Zeit gegeben. Die Ziele und Herausforderungen welche dieses Jahr vor mir liegen, benötigen solche mentalen Trainingsläufe. Das ich diese mit solch tollen Menschen erleben durfte, ist einfach super!

    Ich freue mich schon sehr auf unser nächstes Erlebnis! Danke.

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  2. Martin sagte:

    Patrick als persönlicher Pacemaker. So kennt man ihn! :D

    In den Genuss bin ich ja auch schon gekommen. Beim Frankfurt Marathon…

    „Los Martin, du schaffst das. Die 10 km noch. Die reißt du auf einer Arschbacke ab!“

    „Stell dich nicht so an, nun komm!“

    Werde ich nie vergessen.

    Gratuliere dir zum Lauf! :)

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    • Patrick Kolei sagte:

      Yeah Martin! Das können wir natürlich auch gerne wiederholen! Ich feuere gerne unterwegs an und treibe Menschen zu ihrer Bestleistung. Am Ende hat es ja bis jetzt immer noch gereicht ;-) Neue Bestzeit in Aussicht? ;-)

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    • Hannah sagte:

      Vielen Dank, Martin! Ich hoffe, dass ich dann auch noch mal mit Patrick als Pacer laufen kann, wenn ich aufs Ganze gehe. Diesmal ging es ja auch nur darum einigermaßen durchzukommen und nicht um irgendwelche Bestzeiten. Wenn es um letzteres geht, lasse ich mich dann auch mehr triezen ;-)

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