Ironman 70.3 Kraichgau – Das Rennen und die Zeit danach
Wie bereits erwähnt schlief ich eigentlich recht ruhig in den Nächten davor. Die in mir aufsteigende Nervosität hatte zum Glück keinen großen Einfluss auf meinen Schlafrhythmus. Am Morgen des Renntages brauchte ich trotzdem keinen Wecker ;-) Meine Startwelle sollte 9:40 auf die Strecke losgelassen werden. Um mich ein wenig abzulenken, wollten wir bereits zum Start der Pro-Athleten*innen am See sein und den Start live mit verfolgen.
Als wir gegen 7:45 Uhr in der Wechselzone ankamen war hier bereits geschäftiges Treiben. Da wurden Räder aufgepumpt, die Verpflegung am Rad befestigt, oder einfach nur so wie ich es tat, die Nervosität bekämpft. Noch nie war ich bei einem Wettkampf so nervös und so gut vorbereitet zu gleich. Ich hatte tatsächlich nichts vergessen. Es fehlte nichts und ich musste zu keinem Zeitpunkt improvisieren. Und so stand ich bereits 8:00 Uhr startfertig in der Gegend rum. Ein Umstand, der nicht gerade zu meiner Beruhigung beitrug. Da half es auch wenig, dass ich mit Thorsten Firlus (einigen vielleicht aus dem Blog „Mein Schweinehund und ich“ bekannt) einen alten Hasen der Langdistanz, der Kraichgau als Vorbereitung auf den Ironman in Klagenfurt nutzte, an meiner Seite hatte um mir letzte Tipps abzuholen.
Ich mache den Sport jetzt ja schon einige Jahre mehr oder weniger intensiv. So zielgerichtet auf einen einzelnen Tag hingearbeitet habe jedoch noch nie. Dabei kam mir witziger Weise nicht eine Sekunde in den Sinn, dass ich es nicht schaffen könnte zu finshen. Das Stand für meinen Geist außer Frage. (Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, dass Körper und Geist nicht immer eine Einheit bilden).
Nach dem die Pro-Athleten pünktlich ihr Rennen starteten versuchte ich meiner Nerven wieder unter Kontrolle zu bekommen. In Gedanken ging ich die Ziele für die erste Disziplin nochmal durch. Alles im Kraul-Stil zurücklegen und möglichst in 40min aus dem Wasser steigen. Mittlerweile waren auch die Pro-Athletinnen, die Age-Grouper-Frauen und die ersten männlichen Age-Grouper schwimmend unterwegs. Da kamen auch schon die männlichen Profis aus dem Wasser. Das war dann auch das letzte Mal, das ich vom Profi-Rennen irgendetwas mitbekommen habe.
Noch 10min bis zum Start
Mittlerweile hatte ich mir den Neo übergestülpt und war im Vorstartbereich angekommen. Ein letzter Kuss für den besten Groupie der Welt und dann ging es ab ins Wasser. Im Kraichgau gibt es einen Wasserstart und ich musste zunächst die 200m bis zur virtuellen Startlinie zurück legen. Erzwungenes Aufwärmen sozusagen. Extrem pünktlich erfolgte für uns der Startschuss und schon tobten wir wie die Wilden durchs Wasser, als ob wir nach 1,9km Schwimmen bereits fertig wären.
Erstaunlich schnell fand ich meinen Rhythmus. Allerdings ist das mit Orientierung bei mir so eine Sache, wie das Ganze dann endete kann man auf der Map sehen. Wie ein Hase schlug ich einige Haken im Wasser und schwamm am Ende ca. 150 mehr als geplant.
Das erste Tagesziel war erreicht. Ich bin die kompletten 1900m (2050m) gekrault. Das ist mir bei diesem Wettkampf zum ersten mal gelungen. Punkt 1 auf der “der Wettkampf ist ein Erfolg wenn” – Liste war also abgehakt.
Nachdem mir eine freundliche Helferin beim Neo öffnen half (sonst würde ich heute noch in der Wechelszone stehen und verzweifelt am Reisverschluss ziehen) bewegt ich mich zu meinem Fahrrad. Ich muss zugegeben, dieses ungehetzte hat was für sich. Irgendwann ist jedoch jede Wechselzone zu Ende also, drauf auf Wilson (ja, mein Rad hat Dank meiner Frau einen Namen) und los. 90km durch das Land der 1000 Hügel standen auf dem Workplan. Und gefühlt haben wir keinen Hügel ausgelassen.
Zum Glück waren wir die Strecke am Tag vorher nochmal mit dem Auto abgefahren. Einige 90 Grad Kurven unmittelbar nach langen steilen Abfahren hätten mir sonst böse zum Verhängnis werden können. So habe ich mich nur in der ersten steilen Abfahrt ordentlich verbremst. Leider war mein Magen der Meinung das irgendetwas nicht nach seinem Sinn abgelaufen war, oder was auch immer. Jedenfalls bekam ich heftige Magenkrämpfe, immer wenn ich mich in die Aero-Position begab. Im Training hatte ich eigentlich nie Probleme in dieser Position. Trotzdem zwang ich mich zum Essen und versuchte in den Abfahrten den Körper in Aero-Position zu bringen. Nach 50km und des Erkenntnisgewinns im Körper, dass ich eh wieder zurück radeln muss beruhigte sich der Magen und ich konnte die letzte 35km ganz befreit fahren. Schade nur, das mittlerweile natürlich die Beine ziemlich müde waren. Also strampelte ich, was der Körper noch hergab und brachte mich und meinen Drahtessel sicher in Wecheslzone 2.
Jetzt hieß es nur noch 3 Runden a 7km durch das schöne Bad Schönborn drehen und fertig war der Ironman 70.3. Gesagt getan.
Wie viele andere Sportler an diesem Tag auch, musste ich jetzt dem heißen Wetter Tribut zollen. Dieser typische Flow beim Laufen wollte sich nicht so richtig einstellen und so startete ich den Jan-Frodeno-Modus Gehphasen wechselten sich mit Laufphasen zwischen 5:15 min/km und 6:00 min/km. Das ganze arbeitete ich kontinuierlich, wie die obere Grafik zeigt, bis in Ziel ab.
Nach unglaublichen 6:09h erreichte ich dann den Zielbogen. Ich hatte meinen ersten Half-Ironman gefinsht. Richtig glauben konnte ich es nicht. Aber es wahr tatsächlich vollbracht und ich wußte auch schon 2min nach der Zielankunft, dass das hier noch nicht das Ende, sondern der Anfang für einen neuen Weg war. Dazu aber in einem anderen Blogartikel vielleicht nochmal ein paar mehr Gedanken.
Denn auch hier soll das Motto zunächst sein. Einfach nochmal genießen mit einigen Bildern.
Tja, und was bleibt noch zusagen? Wie jeder ordentliche Racebericht soll auch hier das persönliche Fazit und der Ausblick nicht fehlen.
Die bedeutende Erkenntnis war natürlich, ich kann meinen Körper dazu zwingen, sich unter Wettkampfbedingungen 6h zu bewegen.
Ich weiß, dass ich das noch schneller kann und mir wurden wieder gnadenlos meine Schwächen aufgezeigt. Aber der Reihe nach. Alles begann ja schließlich mit dem Schwimmen. Also soll auch beim Fazit damit begonnen werden.
Mit dem Schwimmen war ich sehr zufrieden. Ich war schneller als die geplanten 40min und bin die gesamte Strecke gekrault. Damit hatte ich beide gesteckten Ziele erreicht. Das für meine Verhältnisse sehr gute Schwimmen hat mir auch nochmal einen richtigen Schub fürs Rad gegeben. Mit dem Radfahren hadere ich dann im Nachgang doch ganz schön. Auch wenn mich die Magenkrämpfe zu Beginn schon behinderten, ich bekomme einfach dauerhaft keine Watt auf die Platten. Hier fehlt es an ganz viel Kraft und wahrscheinlich auch noch einiges an Technik. Mit 3:15h wird man hier einfach zu weit nach hinten durch gereicht. Hier liegt sicher das größte Potenzial. Mit der letzten Disziplin weiß ich auch zwei Monate nach dem Wettkampf noch nicht so recht umzugehen. Mir fällt es schwer einzuordnen, wie viel Zeit kosteten die hohen Temperaturen, wie viel Zeit kostete die Unerfahrenheit und wie viel war mal wieder Kopf. Ausgerechnet hatte ich mir eine Zeit von ca. 1:50h. Das Ziel wurde weit verfehlt, dass ist unstrittig. Aber es war auch das erste Wochenende mit über 30 Grad. Ich habe mich mittlerweile innerlich darauf verständigt, die Zeit zur Kenntnis zur nehmen und fertig. Referenzzeiten werden dann nächstes Jahr gesammelt.
Dass es nicht die letzte, sondern die erste Mitteldistanz für mich war, hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert. Durch das frühe Saisonhighlight hatte ich zwar später noch einen kleinen Durchhänger. Aber bis zum Berlin Marathon sind es ja noch ein paar Tage hin. Bis dahin bekommen wir die Beine schon wieder in Gang.
Hier geht es zum ersten Teil: Ironman 70.3 Kraichgau – Die Vorbereitung
Hier geht es zum Zweiten Teil: Ironman 70.3 Kraichgau – noch 48h bis zum Start
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