Schlagwortarchiv für: Ultrarunning

Heute möchte ich mit einem unangenehmen Thema um die Ecke biegen. Wer unsere Social Media Berichterstattung zu Hannahs Finish beim Ultra-Trail Lamer Winkel verfolgt hat, hat sicher gemerkt, dass wir nur so semi zufrieden waren.

Besonders ich als Hannahs Trainer habe mir nach dem Rennen so meine Gedanken gemacht.

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Ein 100-Meilen-Ultra in der Stadt, ohne nennenswerte Höhenmeter, hauptsächlich über Asphalt. Das klingt für den/die passionierte(n) Ultraläufer*in erst einmal nicht besonders attraktiv. Doch der Mauerweglauf oder, wie er auch genannt wird, die 100 Meilen von Berlin, sind viel mehr als nur ein flacher Stadtultralauf. Sie enthalten so viel Geschichte, erinnern an Schicksale, symbolisieren wichtige Werte in unserer Gesellschaft. Das Gefühl von unüberwindbaren Grenzen. Sowohl historisch, als auch sportlich. Bei keinem anderen Ultralauf, den wir kennen, wird das Bestreben nach der Überwindung von Grenzen so sehr vereinigt im Ultralauf und der Geschichte dieser Wettkampfstrecke.

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Heute geht es um das Mysterium Regeneration. Jede*r Sportler*in, der/die ambitioniert trainiert, muss sich früher oder später auch mit dem Thema Regeneration auseinandersetzen. Egal ob höher, schneller oder weiter dein Ziel ist. Erreicht wird es erst, wenn du zum richtigen Training auch richtig regenerierst.

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Nun ist mein Ultramarathon-Debüt einen Monat her und ich habe langsam verarbeitet, was ich beim Rennsteiglauf erreicht habe. Geistig als auch körperlich fühle ich mich bereit für neue Aufgaben. Bevor ich aber nach vorne schaue, möchte ich Dir gerne 7 Tipps vorstellen, die mir auf dem Weg zu meinem ersten Ultramarathon geholfen haben.

1. Glaube an Dich!

Der absolute Schlüssel für all meine läuferischen Aktivitäten ist der bedingungslose Glaube an mich selbst. Sobald ich an der Startlinie stehe, kann ich mich auf meine mentale Stärke verlassen. Ich habe auf den 73,5 Kilometern am Rennsteig zu keiner Sekunde darüber nachgedacht, ob ich es ins Ziel schaffe. Das stand für mich außer Frage.

Im Gegensatz dazu begleitet der Glaube an mich selbst mich nicht immer im Training. Ich hinterfrage mich und das, was ich tue, sehr häufig.  So habe ich auch oft gerätselt, wie ich 73,5 Kilometer und 1800 Höhenmeter schaffen soll. Ich denke, in der Vorbereitungszeit ist es ok, wenn man seiner Sache nicht immer zu 100% sicher ist. Es ist schließlich wichtig, sich mit seinem eigenen Training auseinanderzusetzen und sich zu hinterfragen. Nur so kann man sich immer weiter verbessern.

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Zu viel Hadern ist allerdings schädlich. Denn wenn man in der Vorbereitung auf einen Ultramarathon nicht an sich glaubt, dann braucht man sich gar nicht erst an die Startlinie zu stellen. Ich empfehle Dir daher, an einem gesunden Selbstbewusstsein zu arbeiten. Gleichzeitig solltest Du aber auch regelmäßig reflektieren, wie Dein Training gelaufen ist.

2. Habe eine(n) Berater*in/Mentor*in!

Da ich mich sehr viel mit mir und dem, was ich tue, auseinandersetze und regelmäßig Dinge in Frage stelle, ist für mich eine Vertrauensperson, mit der ich meine Sorgen und Gedanken diskutieren kann, von großer Bedeutung. Ich habe das große Glück, dass ich mit Carsten diese Person an meiner Seite habe. Gerade weil es nicht immer einfach ist, wenn Dein(e) Berater*in/Mentor*in gleichzeitig Dein(e) Partner*in ist, bin ich wahnsinnig dankbar, dass Carsten sich dieser Rolle annimmt.

Da man sich selbst gegenüber niemals objektiv ist, sollte man regelmäßig eine Vertrauensperson hinzuziehen, um Sorgen und Probleme zu diskutieren. Das ist wie im restlichen Leben: Nur wer seine Sorgen und Gedanken teilt, kann auch Unterstützung erfahren. Und oft sind die Sorgen bereits verflogen, wenn man nur darüber spricht.

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3. Lass Dich von einem/einer Trainingsexperten/-expertin beraten!

Wenn Du bereits erfahrene(r) Läufer*in bist und Dich selbst viel mit dem Thema Trainingsplanung auseinandersetzt, kannst Du Dir natürlich auch Deine Trainingspläne und alles was dazu gehört, selbst schreiben. In diesem Fall solltest Du Dich aber trotzdem regelmäßig mit anderen Trainingsexperten austauschen. Nur durch den Dialog kannst Du dazu lernen. Und eine gute, langfristige Trainingsplanung ist für eine solch lange Distanz enorm wichtig.

4. Habe Respekt vor dem Ultramarathon!

Auch wenn ich einen wahnsinnigen Glauben an mich selbst entwickeln kann, wenn es an die Startlinie geht, habe ich trotzdem riesigen Respekt, vor dem, was kommt. Vor dem Rennsteiglauf hatte ich Respekt vor der Distanz, Respekt vor den Höhenmetern und Respekt vor dem Unbekannten. Der Respekt hilft mir, mein Rennen mit Bedacht anzugehen, mich auf der Strecke nicht zu überpacen und stets die nötige Konzentration zu bewahren.

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5. Arbeite an Deinen Begrenzern!

Als ich mich im vergangenen Jahr dazu entschlossen habe mich beim Rennsteiglauf anzumelden, wusste ich, dass ein langer Weg vor mir liegt. Ich war regelmäßig verletzt, konnte nicht mehrere Wochen am Stück durchtrainieren. Ich wusste: Nur, wenn ich an meinen Begrenzern arbeite, werde ich in der Lage sein, beim Rennsteiglauf gesund und gut vorbereitet an den Start zu gehen.

Ich habe einige Begrenzer. Meine Körperstabilität und -beweglichkeit lassen zu Wünschen übrig. Ich habe eine Hüftdysplasie und bin an den meisten Muskeln meines Körpers stark verkürzt. Das bedeutet, dass ich viel im Bereich Stabilität, Beweglichkeit und Kraft arbeiten muss, damit ich auf lange Distanzen trainieren kann, ohne ständig verletzt zu sein. Also raus aus der Komfortzone und rein ins Nicht-Lauftraining: Core, Stability, Mobility, Yoga, Stretching, Blackroll und Co.

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6. Höre auf Deinen Körper und mach ihn zu Deinem Freund!

Bei allem Training ist es wichtig die Signale seines Körpers nicht zu ignorieren. Trainiere nicht nur stupide nach Deinem Trainingsplan. Höre auf Deinen Körper, wenn er Dir zeigt, dass ihm etwas nicht gefällt. Sieh Deinen Körper nicht als Feind, wenn er mal rebelliert. Stattdessen, mache Deinen Körper zu Deinem Freund. Nur, wenn Ihr Euch beide einig seid, kannst Du erfolgreich an Deiner Fitness arbeiten. Also höre zu, wenn Dein Körper Dir etwas zu sagen hat. Manchmal braucht Dein Körper vielleicht einfach eine Pause. Manchmal möchte Dein Körper einfach wieder ausgiebig durchgedehnt werden. Was auch immer es ist – höre zu und finde den richtigen Weg, Deinen Körper zufrieden zu stellen.

7. Wenn möglich, nimm Deinen persönlichen Groupie mit zum Ultramarathon!

Nichts ist schöner, als jemanden beim Wettkampf dabei zu haben, der/die Dir etwas bedeutet. Carsten hat mich beim Rennsteiglauf an verschiedenen Verpflegungspunkten abgepasst und mich somit unterstützt. Er hat im Ziel auf mich gewartet und mit mir gefiebert. Das schönste Gefühl war die Umarmung unmittelbar nach der Ziellinie. Die Freude über das Geleistete mit wichtigen Menschen zu teilen ist etwas Wunderbares.

Wie würdest Du Dich auf einen Ultra-Lauf vorbereiten? Was ist für Dich wichtig, damit Du bestmöglich vorbereitet bist?

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Es ist vollbracht! Ein halbes Jahr habe ich mich auf dieses Ziel vorbereitet. Viele Kilometer habe ich seitdem zurückgelegt. Nun darf ich stolz sagen: Ich bin Ultraläuferin! Nach meinen Projekt 3 Marathons in 3 Wochen habe ich mein großes Ziel in 2017 erreicht. Ich habe den Supermarathon beim GutsMuths Rennsteiglauf erfolgreich gefinisht. Fassen kann ich es noch nicht, also versuche ich meine Eindrücke hier zu verarbeiten.

Ein Wunsch, ein Plan und viele Fragezeichen

Als ich vor einem guten Jahr spontan als Treppenengel beim Mount Everest Treppenmarathon eingesprungen bin, war ich infiziert von dieser ganz besonderen Ultrafamilie. Eine solche Atmosphäre hatte ich noch nie erlebt. Und ich wollte mehr davon! Für mich stand fest: Ich will Ultraläuferin werden. So musste eine langfristige Planung her. Zum damaligen Zeitpunkt wurde ich immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Und ich wusste, ich muss einiges ändern und mich langfristig auf das Abenteuer Ultramarathon vorbereiten, damit mein Traum in Erfüllung geht. Nach langer Überredungskunst konnte ich Carsten davon überzeugen, dass er mir nicht nur als meine Stütze in allen Lebenslagen, sondern auch als Trainer zur Seite steht. Und es war nicht leicht ihn zu überzeugen. Ich bin sehr eigensinnig, wenn es um meinen Sport geht. Entscheidungen treffe ich oft aus dem Bauch heraus, was nicht immer vernünftig ist, wenn es z.B. um Trainings- und Wettkampfplanung geht. Während es Carsten liegt, langfristig zu planen und Projekte mit sehr viel Bedacht anzugehen, lasse ich mich häufig von meinen Emotionen treiben und treffe Entscheidungen oft aus dem Bauch heraus. Manchmal ist letzteres gut, aber in der Trainingsplanung auf dem Weg zum Ultramarathon kann ein Trainer da schon mal verzweifeln ;-)

Ein halbes Jahr vor dem Rennsteiglauf fingen wir also mit den ersten Trainingswochen für meine Ultramarathonpremiere an. Die klare Zielstellung war: Den Rennsteig zu großen Teilen mit Spaß laufen und ohne gesundheitliche Probleme durchkommen. Das war keine leichte Aufgabe ob der Verletzungsprobleme, die ich in 2016 hatte. Also ran an die Begrenzer. Kraft- und Stabitraining wurden mehrmals in der Woche im Trainingsplan verankert. Auch mit dem für mich eher unattraktivem Thema Yoga setzte ich mich auseinander. Es hieß sich langfristig, Schritt für Schritt in Richtung Ultramarathon hinarbeiten und dabei die Balance halten zwischen dem notwendigen Training und der Gefahr zu viel zu machen und somit eine Verletzung zu riskieren.

So hangelten wir uns durch den Winter und es ging step-by-step, wenn auch langsam, vorwärts. Erkältungspausen unterbrachen den Fortschritt zwar mehrmals, aber ich schaffte es mich immer wieder zurückzukämpfen. Die letzten zwei Monate Vorbereitung waren dann geprägt von vielen Trainingswettkämpfen. Wir starteten in die neue Jahressaison traditionell mit dem Dresdener Citylauf über die 10km. Danach folgten der Berliner Halbmarathon, der Paris Marathon, der Wien Marathon sowie der Oberelbe Marathon. Was ich zuvor niemals für möglich gehalten hätte, spulte ich doch recht locker runter: Ich lief drei Marathons in drei Wochen. Die 3in3 Aktion gab mir viel Selbstvertrauen, dass der Rennsteig Supermarathon für mich funktionieren könnte. Nichtsdestotrotz war ich bis zum Rennsteiglauf noch nie länger als 42,195km gelaufen. Was passiert, wenn ich weiter laufe? Wie wird mein Körper reagieren? Über die letzten Jahre habe ich sehr gut gelernt, mit der Marathondistanz umzugehen. Aber ich hatte 0,0 Erfahrung über Distanzen jenseits der 42,195km. Carsten und ich entschieden uns auch gegen einen Ultra-Trainingslauf in der Vorbereitung. Wir waren beide der Meinung, dass es besser wäre muskulär nichts zu riskieren und dass ich stark genug bin, einen Ultra auch ohne Trainingsultraerfahrung zu laufen. Außerdem waren die 3 Marathons in 3 Wochen ja auch nicht ohne.

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Die letzten zwei Wochen vor meiner großen Ultrapremiere zogen sich dann wie Kaugummi. Ich war unruhig wie nie zuvor vor einem Wettkampf und hatte panische Angst krank zu werden. Das war sicherlich keine leichte Zeit für meinen Partner in allen Lebenslagen, der gleichzeitig auch noch mein Trainer ist. Danke fürs Aushalten, Darling <3 Am letzten Wochenende vor dem Rennsteig liefen Carsten und ich dann noch gemeinsam mit Mathias, der auch beim Rennsteig seine Ultrapremiere feiern sollte, die 25km beim Big25 in Berlin. Das Wetter war unerwartet warm und die Wasserversorgung sehr schlecht. Entsprechend liefen sich die 25km im streng nach Plan gelaufenen 6er Schnitt (Zielzeit: 2:29:48 Stunden) weniger locker als geplant. Eine eher bescheidene Generalprobe. Man kann sich vorstellen, dass ich dann in der Rennsteiglaufwoche nicht gerade entspannter wurde. Doch dann war es endlich soweit. Anreisetag nach Eisenach, Freitag Mittag. Gemeinsam mit Kerstin machten wir uns mit dem Auto auf den Weg zum Startort des Supermarathons. Und dann ging alles recht schnell. Am Abend Startnummer abholen und dann ab ins Zelt zur Kloßparty. Und ich muss sagen – sorry, liebe Leute, aber die Klöße waren für mich persönlich ungenießbar. Rotkohl und Fleisch waren ok. Aber die Klöße gingen gar nicht. Nichtsdestotrotz war das Beisammensein der Läufer*innen im Zelt schon mal ein netter Vorgeschmack auf das, was am Samstag Abend nach dem Lauf folgen sollte. Carsten und ich verbrachten dann noch einen entspannten Abend im Hotelrestaurant und bei mir kam bereits Vorfreude auf. Normalerweise kommt diese erst am Wettkampfmorgen. Aber da es ja eh nicht mehr so viele Stunden bis zum Klingeln des Weckers (4 Uhr!) waren, fing ich einfach etwas früher damit an :-)

Raceday – Ein langer Wettkampftag beginnt

Wie angekündigt: Um 4 Uhr klingelte der Wecker. Ich war direkt gut drauf und doch erstaunlich fit, obwohl ich kaum geschlafen hatte. Die Erleichterung, dass es endlich los geht, war einfach zu groß. Der Respekt vor dem, was in den nächsten Stunden auf mich zukommen sollte, war riesig. Aber ich war bereit. Auf dem Marktplatz in Eisenach trafen wir Patrick und André. So verging die Zeit bis zum Startschuss recht schnell. Und dann ging es endlich los. So lange hatte ich auf diesen Tag gewartet. So viele Trainingseinheiten absolviert. Die Bedingungen waren perfekt. Die Sonne schien und es war nicht zu warm. Nach wenigen hundert Metern ging es bereits aufwärts. Und es war voll auf der Strecke. So staute es sich an den Anstiegen immer wieder auf den ersten Kilometern. Erst nach 6-7 Kilometern wurde es entspannter auf der Strecke und man konnte sein eigenes Tempo laufen. Ein bekanntes Gesicht lief auf einmal an meiner Seite: Lutz, mit dem ich schon viele gemeinsame Kilometer bei den Adidas Runners Berlin gelaufen bin. Wir sollten auch beim Rennsteiglauf einige Kilometer zusammen laufen. Lutz begleitete Franzi, die sich gerade auf die Spartan Race Europameisterschaften vorbereitet. Da kann man schon mal in Vorbereitung einen Ultramarathon laufen 😉

Auf dem Weg zum großen Inselsberg, dem ersten von drei Teilabschnitten, in die ich die Strecke für mich aufgeteilt hatte, absolvierten wir ca. 800 Höhenmeter. Ich versuchte entspannt zu laufen und die steilen Anstiege zu wandern. Im Kopf lief ich immer bis zum nächsten Verpflegungspunkt, an dem Carsten auf mich wartete. Der erste war nach 18 Kilometern. Ich war froh Carsten zu sehen und ihm zu berichten, dass ich ganz gut in meinen Rhythmus gefunden habe. Schnell noch eine Butterstulle und weiter machte ich mich auf den Weg hinauf zum großen Inselsberg. Diesen erreichte ich nach 26 Kilometern. Die Beine waren noch recht locker und ich war froh, dass ich schon fast die Hälfte der zu absolvierenden Höhenmeter geschafft hatte. Vor dem nächsten Verpflegungspunkt, an dem Carsten wieder auf mich wartete, mussten noch einige Meter steil abwärts auf Asphalt gelaufen werden. Eigentlich kein Problem für mich. Meine Schuhe machten mir jedoch einige Probleme: Ich stieß unangenehm mit meinen Zehen vorne an meine Schuhe. Keine Ahnung, ob meine Schuhe zu klein gewählt waren? Die Probleme traten zum Glück nur noch bei einem weiteren Downhill auf.

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Ich war sehr froh, als ich den steilen Downhill nach dem großen Inselsberg geschafft hatte und ich Carsten am Verpflegungspunkt sah. Immer noch alles gut, aber ich hatte ein bisschen Angst vor den noch ausstehenden Höhenmetern. Und der nächste Treffpunkt mit Carsten war erst bei Kilometer 40. Für das nächste Zwischenziel musste ich also ca. 14 Kilometer absolvieren. Diese liefen sich angenehm. Es ging nicht viel hoch und man konnte zu großen Teilen die Beine laufen lassen. Trotzdem merkte ich erste Erschöpfungsgefühle. Beim Verpflegungspunkt bei Kilometer 40 angekommen, wartete Carsten wieder freudig auf mich. Ich fragte ihn, wann wir uns das nächste Mal sehen. Bei Kilometer 54 in Oberhof. „Bis dahin schaffe ich es noch irgendwie. Wie ich dann noch bis ins Ziel kommen soll, weiß ich noch nicht“, sagte ich zu Carsten. Er marschierte noch ein paar Meter mit mir den unmittelbar auf den Verpflegungspunkt folgenden Berg hoch. Und dann war ich wieder auf mich alleine gestellt. Und es folgte ein mentales Tief. Ziemlich genau nach der Marathondistanz fühlte ich mich platt und ich hatte das Gefühl nicht voranzukommen. Die Kilometer schleppten sich so dahin und die Berge kam ich nur sehr langsam hoch. Dieses Tief dauerte ca. 3 Kilometer, dann hatte ich es (und einen erneuten Anstieg) überwunden. Jetzt konnte ich mich darauf konzentrieren, dass ich nun bereits mehr als jemals zuvor am Stück gelaufen war. Kilometer 50 passierte ich mit einem Lächeln. Auch bis zum nächsten Treffpunkt mit Carsten war es nicht mehr weit. Trotzdem spürte ich die Müdigkeit in den Beinen deutlich. Als ich in Oberhof bei Kilometer 54 bereits von weitem Carsten mit einem breiten Grinsen im Gesicht sehen konnte, ging mein Herz auf. Carsten hatte sich Sorgen gemacht, als ich bei Kilometer 40 davon gesprochen hatte, dass ich nicht weiß, wie ich den Halbmarathon von Oberhof aus noch ins Ziel laufen sollte. Aber offenbar lief ich noch so locker, dass Carsten sichtlich erleichtert war. Meine Aussage hatte sich auch nicht darauf bezogen, dass es in Oberhof die offizielle Ausstiegsmöglichkeit gab. Für mich stand es außer Frage zu finishen. Nur im Falle von Verletzung wäre das für mich eine Option gewesen. Aber ich konnte mir bei Kilometer 40 wirklich nicht vorstellen, wie ich noch 33 Kilometer laufen sollte.

In Oberhof war ich erleichtert, aber mir war auch bewusst, dass der abschließende Halbmarathon noch hart werden würde. Ich war jetzt knapp 7 Stunden unterwegs und entsprechend erschöpft. Jetzt gab es bis zum Ziel auch keinen weiteren Treffpunkt mehr mit Carsten. Ein letzter Kuss und nun hieß es weiter, immer weiter. Erst einmal mussten wieder einige Höhenmeter gewandert werden. Bis zum 60-Kilometer-Schild kam ich noch recht gut voran. Leider musste ich kurze Zeit später feststellen, dass dieses Schild zu früh aufgestellt war. So zogen sich die nächsten Kilometer bis zum 65-Kilometer-Schild gefühlt endlos. Dieser Abschnitt kostete viel mentale Kraft. Und die Muskulatur war auch tot. Die übrigen 8 Kilometer, überwiegend Downhill, sollten sehr hart werden. Jeder Schritt brannte jetzt im Oberschenkel. Der Körper schrie mich an: Bleib stehen. Oder geh zumindest. Aber irgendwie setzte ich einen Schritt vor den anderen. Es ging nur noch sehr langsam voran. So zogen sich die letzten Kilometer endlos dahin. Dann passierte ich Kilometer 72 und das Ortseingangsschild von Schmiedefeld. Nur noch 1,5 Kilometer. Und es ging los. Die Gefühle überkamen mich. Kilometer 73. Noch eine letzte Mini-Steigung. Und die lange Zielgerade. Ich musste das Heulen unterdrücken. Ich wollte nicht heulend über die Ziellinie laufen. Erst als Carsten mich im Ziel in die Arme nahm, ließ ich die Tränen zu. Ich hatte es geschafft und das Gefühl war unbeschreiblich.

Im Ziel – Pure Emotionen

Einige Minuten brauchte ich, um Schmerzen und Erschöpfung im Ziel zu überwinden. Aber die Endorphine halfen schnell. Am Abend wollten wir noch im Partyzelt vorbeischauen. Was uns dort erwartete, war unglaublich. Unzählige Menschen mit Supermarathon-Finishershirts, wie auch (Halb-)Marathonis standen auf den Holzbänken und feierten, wie, als wenn sie am Tag nichts gemacht hätten. Das war einfach nur geil. So verweilten auch wir einige Stunden im Festzelt. Und ja, ich muss feststellen: Man kann am Abend nach einem Ultramarathon noch richtig feiern!

Auch André, Lutz, Franz, Patrick, Uwe, Birte und Kerstin erreichten sicher und zufrieden das Ziel. Im Festzelt trafen wir noch Carola und Jens die ebenfalls zufrieden mit uns zum Rennsteiglauflied schunkelten. Leider haben wir Katrin, die nach 54km von der Ausstiegsklausel Gebrauch machte, nicht mehr getroffen.

Was bleibt? Was ist? Was wird? – Versuch eines Fazits

Was bleibt mir als Fazit zu sagen? Meinen Traum des ersten Ultramarathons habe ich mir erfüllt. Die Zielstellung habe ich erreicht. Ich bin ohne gesundheitliche Probleme durch den Supermarathon gekommen. Leiden musste ich nur auf dem letzten Abschnitt, als meine Muskulatur nicht mehr weiter wollte. Ich hatte insgeheim gehofft unter 10 Stunden zu bleiben. Mit einer Zielzeit von 9:29:45 Stunden habe ich dies geschafft. Trotzdem gibt es einige Dinge, die ich für die Zukunft verbessern kann und verbessern will.

  1. Meine Ernährung auf dem Weg zum Ultramarathon war alles andere als optimal. Im Rahmen meiner Ausbildung zur Ernährungsberaterin, die ich vor einigen Wochen begonnen habe, werde ich an meiner Ernährung arbeiten und vieles ändern. Das sollte mir auf dem Weg zum nächsten Ultramarathon einen deutlichen Schub in Bezug auf meine Fitness bringen.
  1. Sehr deutlich musste ich beim Rennsteiglauf spüren, dass meine Bergaufqualitäten zu Wünschen übrig lassen. Das muss in Zukunft (viel) besser werden. Auch wenn es nicht so einfach ist, in Berlin Höhenmeter zu machen, gibt es immer Wege, um die eigenen Bergqualitäten zu trainieren.
  1. In den vergangenen Monaten habe ich das Training an meinem Core intensiviert. Dies ist allerdings nur der Anfang von einem langen Weg, den ich gehen muss. Ich kenne meine Begrenzer und an diesen will ich in den nächsten Monaten noch härter arbeiten.

Abschließend bleibt zu sagen: Danke Carsten! Ohne Dich, hätte ich das niemals geschafft!

Das Rennsteiglauflied, welches wir diverse Male im Festzelt trällerten, besagt: „Im nächsten Jahr sind wir alle wieder da“. Carsten und ich schauten uns in diesem Moment in die Augen. Ja, ich glaube schon, dass wir nächstes Jahr wieder dabei sind. Diese Afterrace-Party war einfach zu genial! Vielleicht dann zum Marathon in Vorbereitung auf einen anderen Ultramarathon?

Am Anfang war die Treppe. Das Leben schreibt manchmal verrückte Geschichten. Eine davon erzähle ich Euch heute.

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Der Mount Everest Treppenmarathon in Radebeul. Ich habe davon schon viel gehört. Ich habe nur den Kopf geschüttelt. Lange Laufen? Immer. Irgendwann mal Ultra laufen? Auf jeden Fall. Treppe? Niemals.

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